1. Mannschaft, Sa 15.11.2008 17:00 gegen Engiadina, Feld: Eselriet
EISHOCKEY: MEISTERSCHAFT 2. LIGA, GRUPPE 2: ILLNAU-EFFRETIKON – CLUB DA HOCKEY ENGIADINA 3:6 (2:2, 1:3, 0:1)
Hockeywunder wiederholen sich eben nur selten
Krimiautor Alfred Hitchcock schrieb samstags kein zweites Kapital für den EHC Illnau-Effretikon (EIE). Die Zürcher Oberländer warteten auch vergeblich auf die Wiederholung eines Hockeywunders. Gegen den Club da hockey Engiadina verlor die Mannschaft von Dieter Wieser 3:6 (2:2, 1:3, 0:1). Grund: schlechte Chancenauswertung und nur achtzig prozentige Leistungsbereitschaft.
Da half auch das vorweihnächtliche Abbrennen von Wunderkerzen auf der Tribüne der offenen Kunsteisbahn Eselriet nichts mehr. Der kleine Fanklub schrie sich vergeblich die Luft aus den Lungen. Nach dem Hockeykrimi auf der Lenzerheide gab es für den EIE keine Fortsetzung und ein weiteres, hoch dramatisches Kapitel. Diesmal blieben die Spieler des EHC Illnau-Effretikon ihrem Trainer und eigenen Publikum vieles schuldig. Die Zürcher Oberländer verpassten gegen den Club da hockey Engiadina eine Zäsur in der Tabelle.
Die Ausgangslage schien günstig für den EIE. Im Unterbewusstsein hat man vielleicht den Gast aus Scuol etwas unterschätzt. Die Unterengadiner starteten stark in die Meisterschaft und profitierten von der Tatsache, ihre ersten drei Partien allesamt mit Heimvorteil austragen zu können. So schlug der Club da hockey Engiadina in Serie Küsnacht und Dielsdorf-Niederhasli (je mit 7:4), dann Wallisellen 2:1. Nach zwei Niederlagen bei Herisau (1:7) und im vierten Heimspiel gegen Bassersdorf (2:3), war die Mannschaft von Jon Peider Benderer zuletzt mit 4:2 erfolgreich über Prättigau-Herrschaft. Dass der Club da hockey Engiadina damit seine bisherigen vier Sieg nur vor heimischem Publikum feiern konnte, führte vielleicht im unterbewusstein der EIE-Spieler auch dazu, dass diese glaubten, die Bündner könnten in Effretikon gar nicht gewinnen. Fataler Irrglaube.
Tatsache jedenfalls war, die heimische Mannschaft blieb samstags gegen Club da hockey Engiadina über weite Stecken unter ihren Möglichkeiten und verstand es selten, das durchwegs vorhandene spielerische Potenzial voll aus zu spielen. Zu defensiven Unterlassungssünden gesellten sich diesmal auch Mängel in der Offensive. Der EIE sündigte im Abschluss und trat wohl nur nicht mit hundertprozentiger Leistungsbereitschaft an. Vergeblich wartete wohl EIE-Trainer Dieter Wieser und das eigene Publikum auf eine klare Temposteigerung ihrer Schützlinge. Selbst als Illnau-Effretikon ab der 33. Minute, erstmaliger Zweitore-Rückstand und 3:5 im Hintertreffen, das Messer wieder am Halse hatte, gelang den Platzherren die Erhöhung der Kadenz nicht.
Das Spiel, das für den EIE am Ende mit der zweiten Heimniederlage in der laufenden Saison enden sollte, begann mit je einem Powerplaytreffer. Den ersten Ausschluss von Martin Markus nutzten die Bündner durch Diego Dell’Andrino, welcher 13 Sekunden vor Ablauf der Straf von Markus zum 1:0 seiner Farben traf. Mit einem Flachschuss ab der blauen Linie reüssierte kurz darauf EIE-Verteidiger Patrick Sommer, während Tiziano Castellani wegen Stockschlages in der Kühlboxe sass. 30 Sekunden brauchte der EIE um mit einem überzeugenden Powerplay den schnellen Ausgleich zu erzielen. Wie Illnau-Effretikon durch Christian Röder wenig später die erstmalige Führung erzielte, war genial. Verteidiger Patrick Hangartner lancierte den EIE-Stürmer mit gutem Auge und exzellenten Steilpass durch die Mitte. Röder zog auf und davon und liess Domenic Stecher keine Abwehrchance. Der Club da hockey Engiadina, ohne Ersatzkeeper nach Effretikon gereist, praktizierte durch seine erste Linie und seinen auffälligsten Akteur Patric Dorta äusserst gefährliches und erfolgreiches Konterspiel. 39 Sekunden vor Ablauf des Startdrittels schaffte Patric Dorta den 2:2 Ausgleich.
Das letztlich schlechte Mitteldrittel des EIE begann für die Platzherren noch erfolgreich und vielversprechend. Mit einer starken Einzelleistung, erst einem Vorprellen über die rechte Seite, dann dem starken Zug in die Mitte vor das gegnerische Tor und abschliessendem erfolgreichen Torschuss, setzte sich EIE-Verteidiger Roman Hardmeier zu Beginn des zweiten Abschnittes stark in Szene (22.). Die Hoffung, dass der EIE jetzt endlich die angezogene Handbremse lösen würde, bewahrheitete sich nicht. Mit seinem zweiten Treffer schaffte Patric Dorta keine knappe Minute nach dem EIE-Erfolgserlebnis bereits den 3:3 Ausgleich. Vergeblich forderte EIE-Trainer Dieter Wieser von seinen Leuten „mehr Aggressivität“.
Kurz nach dem 3:3 Ausgleich bahnte sich bei Spielhälfte bereits die (Vor)-Entscheidung ab. Marco Huder erzielte das 4:3, nachdem zuvor EIE-Keeper Mike Häbig gegen Chasper Pult weiteres Unheil verhindert hatte. Als den Bündnern im schlechten EIE-Mitteldrittel das 5:3 gelang, erwachte das heimische Publikum und stürmte die Zürcher Oberländer lautstark an. Der Weckruf half wenig. „Ein schlechtes Drittel“, fand auch EIE-Präsident Christoph Müller in der zweiten Drittelspause.
Das warten auf ein weiteres Hockeywunder und die fünf starken Minuten des EHC Illnau-Effretikon war vergeblich und vielleicht auch vermessen. Wohl kaum einer Mannschaft gelingt innerhalb einer Woche eine derartige Effortleistung. Trotzdem. Der EIE versuchte im Schlussdrittel alles, sich gegen die drohende Niederlage noch aufzubäumen. Unglücklich und erfolglos kämpfte diesmal auch Patrick Lamprecht. Als bester Skorer der Gruppe 2 war Lamprecht in dieses Treffen gestartet. In den bisherigen sieben Spielen hat sich der EIE-Stürmer 16 Punkte (9 Tore und 7 Assists) geholt, wie Philipp Schlegel vom kommenden Gegner SC Rheintal (7 Tore/9 Assists) und Lukas Hofer (SC Herisau mit 5 Toren/11 Assists). In dieser Wertung konnte sich der EIE-Stürmer nun nur um einen Assist-Punkt verbessern.
Illnau-Effretikons Defensive schnitzerte an diesem Abend mehrfach. Im gesamten Spiel blieben zu viele Aktionen in ihren Ansätzen unvollendet. Die Chancenauswertung war mangelhaft. Vielleicht hat der EIE in den zwei letzten Partien sein Wettkampfglück einfach auch etwas überstrapaziert. Das Flehen der Fans „gänd ändli Gas“ blieb unerfüllt. Auch Dieter Wieser forderte vergeblich „Dampf für die letzten sieben Minuten“. Mit der Brechstande wollte der EIE den wichtigen 4:5 Anschlusstreffer erzwingen. Bei 57:46 kassierte der EIE eine Strafe durch Roman Hardmeier. Bei 58:50 stürmte EIE-Keeper Mike Häbig vom Feld. Die Platzherren riskierten, sich jetzt in der Bündner-Verteidigungszone befindend, nochmals alles. Corsin Roner schickte Diego Dell’Andrino über die linkte Seite auf die Reise. Letzterer spedierte die Scheibe in das von Häbig verlassene Tor und dies 52 Sekunden vor der Schlusssirene. Damit war die Partie definitiv entscheiden; der EIE nach seinem Höhenflug vor einer Woche wieder auf dem Boden der Realität angekommen. Die Möglichkeit, sich zusammen mit Herisau in dieser Runde von der Konkurrenz etwas absetzten zu können, missglückte. Der EHC Illnau-Effretikon reist somit unter Erfolgsdruck zum nächsten schweren Auswärtsspiel. Auf den EIE wartet in einer Woche der Höllenritt nach Widnau zum heimstarken und SC Rheintal.
Illnau-Effretikon – Club da hockey Engiadina 3:6 (2:2, 1:3, 0:1).- KEB Eselriet (Effretikon).- SR: André Hard/Sandro Fausch.- 145 Zuschauer.- Tore: 4. Dell Andrino (Roner, Ausschluss Markus) 0:1. 6. Sommer (Lamprecht, Ausschluss Castellani) 1:1. 11. Röder (Hangartner) 2:1. 20. Dorta (Gantenbein/Huder) 2:2. 22. Hardmeier (Steinbrunner, Ausschlüsse Röder und Roner) 3:2. 23. Dorta (Huder) 3:3. 31. Huder (Pult) 3:4. 33. Huder (Dorta) 3:5. 59:08 Dell Andrino (Roner, Ausschluss Hardmeier, ins leere Tore) 3:6.- Illnau-Effretikon: Häbig; Hangartner, Sommer; Steinbrunner, Hardmeier; Fusco, Dinkel; Lamprecht, Röder, Benjamin Wiederkehr; Grösser, Leuthold, Kuhn; Hollenstein, Wehrle, Markus; Cédric Wiederkehr.- Club da hockey Engiadina: Stecher; Bott, Pult; A Porta, David Dorta; Flurin Roner, Cordett; Huder, Patric Dorta, Gantenbein; Schocher, Corsin Roner, Castellani; Campos, Dell’Andrino, Schudel; Felix;
Strafen: EIE 3x2 Minuten; Club da hockey Engiadina 7x2 Minuten.- Bemerkungen: EIE ohne Koster und Knecht (beide verletzt), Frenzel (Beruf); Club da hockey Engiadina ohne Torhüter Kirchner, Jon Armon a Porta, Schmid, Riatsch und Ruinatscha.- 24:35 Postenschuss Gantenbein; 58:50 EIE bei Ausschluss Hardmeier ohne Torhüter Mike Häbig; 59:08 3:6 in leere Tore; 59:33 Pfostenschuss Sommer.