Mangelnde Konsequenz - zweite Saisonniederlage innert Wochenfrist

Obwohl Gastgeber Kreuzlingen-Konstanz, seines Zeichens stolzer und souveräner Tabellenführer keine 24 Stunden zuvor freitags auswärts und noch dazu in St. Moritz antreten musste und den ehemaligen Altmeister im Engadin sicher mit 7:2 deklassierte, liessen die Thurgauer dem EHC Illnau-Effretikon (EIE) ebenfalls keine Chance. Der EIE, der mangelnde Konsequenzen, sowohl in der Defensive- wie abermals im Abschluss bekundete, verlor zum zweiten Mal (nach Weinfelden 2:4) innert Wochenfrist im Thurgau und verliess die Bodensee-Arena in Kreuzlingen mit einer 2:3 (0:2, 1:0, 1:1) Niederlage.

Bericht: Heinz Minder, Bodensee-Arena (Kreuzlingen)

Nach drei Runden liegen die Zürcher Oberländer damit weiterhin auf dem achten Zwischenrang, punktegleich (drei Zähler) mit Neuling Eisbären St. Gallen und Club da Hockey Engiadina vor dem weiterhin punktelosen zweiten Liga-Neuling Lenzreheide-Valbella.

Konterstärke des Gegners gekannt

Vor Beginn der dritten Meisterschaftspartie des EHC Illnau-Effretikon (EIE) standen einige in der Bodensee-Arena gewichtige Fragen offen. Würden die Gäste aus dem Zürcher Oberland sich für die diskrete, ja enttäuschende Leistung vor Wochenfrist in Weinfelden (2:4) zu rehabilitieren vermögen. Würde es dem EIE, von dem man eine klare Reaktion auf die erste Saisonniederlage im Thurgau erhoffte, den souveränen Tabellenführer stoppen können? Gastgeber Kreuzlingen-Konstanz bestritt keine 24 Stunden vor dem zweiten Heimspiel gegen den EIE bereits sein vorgezogenes Meisterschaftstreffen und bezwang auswärts im Engadin Altmeister St. Moritz souverän mit 7:2 (0:1, 4:0, 3:1). Drei Spiele – 20 erzielte Tore. Diese eindrückliche Bilanz dokumentierte die Gefährlichkeit der Thurgauer, die bereits in der vergangenen Saison in den 18 Gruppenspielen am meisten Tore (92) erzielt hatten. Die Konterstärke Kreuzlingen war den EIE-Spielern und dem Trainerduo Giacomelli/Diethelm also bekannt – unterbinden vermochte man die temposchnellen und erfolgreichen gegnerischen Breaks drei Mal entscheidend nicht – weil der EIE in diesen wichtigen Phasen jegliche Konsequenz vermissen liess.

24 Stunden zuvor 7:2 Sieg im Engadin – von Müdigkeit – keine Spur

Keine Spur von Müdigkeit. Keine Zeichen von schweren Beinen. Nichts mit mentaler Trägheit und Unkonzentriertheit. Im Gegenteil. Die wenigsten der Zuschauer hätte wohl geahnt, dass die Einheimischen nicht mal 24 Stunden zuvor im Engadin ein schweres Punktespiel bestritten und dabei drei weitere Punkte gewonnen hatten. Giorgio Giacomelli aber glaubte, «ab Mitteldrittel gewisse Zeichen von Schwäche beim Gegner gesehen zu haben». Nun. Das war wohl Ansichtssache. Vielleicht aber auch nur etwas Wunschdenken des EIE-Headcoach der zusammen mit seinem Assistent Roman «Didi» Diethelm vergeblich auf den ganz grossen und entscheidenden gegnerischen Einbruch hoffte.

EIE – drei Mal eiskalt erwischt…

Tatsache aber war, dass die Zürcher Oberländer sich gegenüber der Partie und Niederlage in Weinfelden nicht klar rehabilitieren vermochten und abermals über weite Strecken vieles schuldig blieben. Obwohl man die Konterqualitäten des Gegners kannte, lief Illnau-Effretikon im erneut mehr als diskreten Startdrittel dem Platzklub gleich zwei Mal in Folge klassisch in den Konter. Eiskalt, als der EIE mit Scheibenbesitz und in Vorwärtsbewegung sich über die rechte Seite ins gegnerische Drittel verschieben wollte und an der roten Linie erst die Scheibe, anschliessend den Zweikampf mit dem Gegner und nachfolgende auch das Laufduell in die eigene Defensive klar verlor. Kreuzlingen-Konstanz, das nur auf solche Offerten und Fehler lauerte, reagierte resolut. Sandro Brunella auf Jakub Vavricka. Der 22jährige Tscheche überlistete Dennis Volkart bestechend sicher nach nur knappen sieben Minuten.

Aus der Fassung…

Fassungslos! Für die (EIE)-Spieler gab es nach diesem ersten Tiefschlag gleich mal eine längere Zwangspause (7:39), weil bei einem knallharten Banden-Rencontre die Plexiglasscheibe im Bereich der EIE-Mannschaftsbank aus der Fassung gesprungen war. Im erzwungenen Unterbruch wurde der Defekt notfallmässig (mit Klebeband) so repariert, dass die Partie nach einigen Minuten wieder aufgenommen werden konnte. Illnau-Effretikon rannte so wie in Weinfelden abermals einem frühen Rückstand hinter her und schaffte, wie vor dem Spiegel stehend, wie vor einer Woche selbst kein eigenes frühes Tor.

…der EIE scheitert und im direkten Gegenzug heisst es 0:2

Der EIE wurde im ersten Abschnitt dann gleich nochmals erwischt. Während Marco Vögeli vor Michael Ströbel mit dem möglich scheinenden 1:1 Ausgleich scheiterte, zeigte Brunella auf der Gegenseite wie das Tore Schiessen – das für die EIE-Spieler momentan zum eigentlichen Alptraum wird – geht. Durch die Mitte brach Brunella, der es im vergangenen Winter (Saison 2018/19) in 18 Gruppenspielen auf 16 Tore und 17 Assists brachte, temposchnell durch. Dennis Volkart war machtlos gegen Kreuzlingen-Konstanz erfolgreiche Offensivkraft. Mit seinem nunmehr bereits fünften Saisontreffer brachte Sandro Brunella, welcher freitags in St. Moritz bereits drei Mal traf, seine Farben 2:0 in Vorsprung.

…und ab Mitteldrittel mit Debüt von Jayson Zähner

Bei Illnau-Effretikon debütierte ab Mitteldrittel, als Giacomelli/Diethelm personelle Veränderungen vornahmen und Lionel Kuhn und Marco Begert, die beiden EIE-Juniorenspieler auf die Bank verbannten, mit Jayson Zähner ein Neuling, welcher die letzte Saison in Canada spielte (Greater Metro Junior A Hockey League/GMHL). Ganze 37 Minuten und 37 Sekunden und unzählige Versuche, ja Bemühungen mit unheimlich viel Aufwand, ohne Ertrag, dauerte es dann, bis die Gäste endlich zu ihrem ersten Torjubel kamen. Im Startrundenspiel – dem ersten EIE Heimspiel in dieser Saison gegen Liganeuling Lenzerheide-Valbella dauerte es 37 Minuten und 46 Sekunden bis Lionel Kuhn den EIE im eigenen Eselriet endlich 1:0 in Vorsprung schoss (3:1 EIE-Sieg). In Weinfelden schaffte Illnau-Effretikon erst nach 44 Minuten und 48 Sekunden durch Alexander Tkachenko das zwischenzeitliche 1:3 (2:4 Niederlage). Nun war es Gabriel Gretler, der eigentlich letzte Saison seinen Rücktritt erklärte, dann wegen Stürmer-Engpass zum EIE ohne jegliches Sommer- und Vorsaisontraining ein Comeback gab, welcher auf Vorlage von Dario Brunner jenen 1:2 Anschlusstreffer markierte, welcher dem EIE endlich den erhofften Motivationsschub geben sollte. Vergeblich hoffte man auf den befreienden, zündenden Funken, welcher die momentane EIE-Ladehemmung lösen sollte.

Stümperhafter dritter Gegentreffer – das Tore-Schiessen wird zum EIE-Alptraum

Und dann passierte das Wiederanspiel im Schlussdrittel, zu welchem sich Illnau-Effretikon nach dem 1:2 Anschluss so grosse Hoffnungen auf die Wende machte. Scheibeneinwurf – ab in Richtung Volkart-Gehäuse. Ein Schuss – na klar von Sandro Brunella - hinter den Kasten an die Bande. Rückpraller. Die Scheibe kommt vor das Tor, wo Jakub Vavricka am rechten Torpfosten lauerte und resolut vollstreckte. «Stümperharft», ärgerte sich Giorgio Giacomelli über diesen dritten Treffer, aber auch über die zwei ersten Konter Tore. Es fehle seiner Mannschaft einfach «die letzte Konsequenz sowohl in der Defensive- wie auch in der Offensive». Und der EIE-Headcoach meinte, «wir waren wieder nicht bereit in der Defensive konzentriert zu spielen».

Was in Vorsaison passte – funktioniert jetzt nicht mehr

Giacomelli weiter: «Wir haben momentan eindeutig zu wenig Zug auf das Tor und spielen momentan Sachen, die wir in der Vorsaison sehr gut machten und welche jetzt in der Meisterschaft nicht mehr funktionieren». Der EIE-Trainer liess durchblicken, dass «die Vorsaison für uns vielleicht zu gut verlief und wir vorwiegend gegen stärkere Mannschaften (1. Liga) sehr gut mithalten konnten. Einige hatten bei uns wohl das Gefühl, wir könnten hier Erstligamässig mitspielen. Diese (2. Liga) -Meisterschaft verläuft aber anders und ich hoffe und fordere nun, dass der Knopf sich bei dem Einen und Anderen in den kommenden Spielen endlich löst». In Weinfelden meinte Giacomelli nach der 2:4 Niederlage: «Vielleicht sind wir nicht so stark wie wir eigentlich meinten und glaubten», in Kreuzlingen sagte der EIE-Headcoach: «Vielleicht sind wir in Wirklichkeit noch nicht so weit wie wir alle eigentlich wollten» und analysierte, dass «es bei uns immer wieder unterschiedliche Spieler hat, die immer wieder (folgenschwere) Aussetzer haben».

EIE verzichtete auf Time-Out um Gegner keine Luft zu geben

Dank eines Tores von Carlo Fäh (Jonas Bulach/Alexander Tkachenko) kam der EIE 16 Minuten vor Spielende nochmals auf 2:3 heran, hätte also genügend Zeit gehabt, eine nachhaltige Reaktion zu zeigen. Kreuzlingen-Konstanz zeigte kaum Ermüdungserscheinungen, obschon Giorgio Giacomelli «ab zweitem Drittel solche bemerkte». Der EIE-Headcoach verzichtete in der Schlussphase bei knappem (2:3 Rückstand) auf sein Time-Out, selbst dann nicht, als Marc Bruni bei 58:17 noch auf die Strafbank musste. «Nein. Ich wollte dem Gegner einfach keine Luft geben und eine vielleicht willkommene Pause zur Erholung. Wir kamen zum Powerplay. Wir machten den Druck». 40 Sekunden vor Spielende nahm Giacomelli seinen Keeper vom Eis und brachte – im auslaufenden Powerplay – einen weiteren, sechsten Feldspieler. Es nutzte nichts mehr. Illnau-Effretikon konnte seine zweite Niederlage in Folge nicht mehr verhindern.

Bereitschaft fehlte – Breaks erfolgreich unterbinden zu können

«Heute haben wir eigentlich das zweite und letzte Drittel ‘gut’ gespielt», so Giorgio Giacomelli. «Im Startdrittel wollten wir das Tempo machen und liefen dem Gegner zwei Mal in den Konter. Kreuzlingen-Konstanz hatte drei Chancen und machte zwei Tore. Der Gegner war, was wir immer schon wussten und sich am Vorabend in St. Moritz zeigte, mit einer unheimlichen Effizienz im Abschluss unterwegs». Der EIE-Headcoach lobte die «saubere Defensive», welche die Thurgauer spielt und zeigt. «Wenn sich ihnen eine Kontermöglichkeit bietet, geht dieser Gegner voll ab. Wir hingegen waren nicht bereit um in unserer eigenen Abwehr so konzentriert zu agieren, dass solches wie eben gesehen, eigentlich nicht passieren darf». Da habe in seiner Mannschaft «die Bereitschaft gefehlt, solche Breakmöglichkeiten erfolgreich unterbinden zu können, denn viele in unseren Reihen haben wohl das Gefühl, mit etwas ‘spielen’ sei das dann schon zu machen. Es braucht aber viel Bewegung und Stopp und Start in der Defensive». Kommt noch hinzu, dass man eben «selbst nahe beim Gegner stehen müsse».

 

Eishockey, Meisterschaft 2. Liga, Gruppe 2/3. Spieltag: Samstag, 5. Oktober 2019: Kreuzlingen-Konstanz – Illnau-Effretikon 3:2 (2:0, 0:1, 1:1).- Bodensee-Arena (Kreuzlingen).- 107 Zuschauer.- SR: Daniel Bittel/Stefan Gasser.- Tore: 8. Vavricka (Brunella) 1:0. 16. Brunella (Mauro Forster) 2:0. 38. Gabriel Gretler (Brunner) 2:1. 41. Vavricka (Brunella, Ausschlüsse Widmer/Tkachenko) 3:1. 44. Fäh (Tkachenko/Bulach) 3:2.- Kreuzlingen-Konstanz:Ströbel (Laux); Mauro Forster, Bruni; Kreist, Dario Forster; Grubenmann; Kuhn, Fehlmann, Merz; Widmer, Vavricka, Brunella; Jakob, Gian Froster, Birrer.- Illnau-Effretikon: Volkart (Werren); Bulach, Heuberger; Thaler, Schwarz; Nicola Gretler, Brunner; Andrea Giacomelli; Vögeli, Fäh, Lionel Kuhn; Beeler, Förderreuther, Tkachenko; Lorenz Kuhn, Gabriel Gretler, Müller; Begert, Zähner.- Strafen: Kreuzlingen-Konstanz 4-Mal 2 Minuten; Illnau-Effretikon 3-Mal 2 Minuten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Torhüter Joel Stücheli; Mirco Hofer (Pfeiffersches Drüsenfieber/Aufbautraining), dazu die momentan Dauer-Abwesenden und Langzeit-Verletzten Claudio Beltrame (Militär), Yves Brasser (WK/Militär), Justin Wieser; EIE ohne Juniorenspieler vom Partnerteam Winterthur; ab 20:00 EIE-Debüt von Jayson Zähner (letztes Jahr Canada/Greater Metro Junior A Hockey League/GMHL); Fabian Rothacher (Aufbautraining).- 7:39 Mehrminütiger Unterbruch wegen defektier Bandenverkleidung im Bereich der EIE-Mannschaftsbank (notdürftige Reparatur); 59:22 EIE ohne Torhüter Dennis Volkart, dafür bei gleichzeitigem Ausschluss von Marc Bruni (ab 58:17) mit weiterem, sechsten Feldspieler; EIE-Headcoach Giorgio Giacomelli verzichtete auf ein Time-Out).

Nächstes Spiel des EHC Illnau-Effretikon: Meisterschaft 2. Liga, Gruppe 2, 4. Spieltag, Samstag 12. Oktober 2019: Illnau-Effretikon – Wallisellen, Eishalle Eselriet (Effretikon), Spielbeginn: 17 Uhr.

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.