EIE erneut wachgerüttelt – nach nur acht Sekunden

Hoppla. Das ging aber schnell. Der EHC Illnau-Effretikon (EIE) ist momentan in der Playoff-Serie Best-of-5 flott und erfolgreich unterwegs. Zweimal in Folge gegen den KSC Küssnacht am Rigi wurden die Zürcher Oberländer nun buchstäblich wachgerüttelt. Samstags im Heimspiel schafften die Truppe von Giorgio Giacomelli/Roman «Didi» Diethelm zwar nach nur 33 Sekunden Spielzeit eine frühe 1:0 Führung, welche Illnau-Effretikon dann bis zur fünften Minute wieder verspielte. Und dienstags passierte nun in der Rigihalle schier unglaubliches. Achtung – fertig – los. Im ersten Spielzug glückte den Innerschweizern nach nur acht Sekunden(!!) Spielzeit das 1:0, nach knappen sechs Minuten lag Illnau-Effretikon bereits 0:2 zurück. Im hektischen Sturmwind kehrte der EIE zurück und gewann am Schluss 6:2 (1:2, 3:0, 2:0).

Bericht: Heinz Minder (Rigihalle, Küssnacht am Rigi)

Rekordverdächtig. Nicht ganz. Es geschah in Luzern. Damals geriet die Zürcher Oberländer verbunden mit dem aller ersten Angriff nach lediglich vier Sekunden Spielzeit in Rücklange, schafftet aber damals die unglaubliche Wenige auch nicht. Und nun praktisch die Duplizität der Ereignisse.

Der EIE-Alptraum gegen Küssnacht am Rigi dauert an…

Wie konnte das nur passieren. Samstags wurde der EIE nach schnellem Vorsprung eiskalt durch den Gegner ausgekontert.  Mit einem Doppelschlag schaffte Küssnacht am Rigi im ersten Playoff-Match, dem Achtelfinal, nach dem 1:1 Ausgleich und des Doppelschlages von Jaromir Gogolka (6. Und 7. Spielminute) erst die 2:1 Rührung, dann den 2:4 Rückstand. Erst dann erwachten die Zürcher Oberländer. Und nun passierte es Illnau-Effretikon gleich nochmals.

Robin Heeb steckt den Doppelschock eiskalt weg

Illnau-Effretikon reiste ohne die beiden Torhüter Dennis Volkart (Verletzt) und Dominic Werren (Militärdienst/Rekrutenschule), dazu Lorenz Kuhn (Kein Urlaub im Militärdienst), Tizian «Tiz» Müller und Justin Wieser (beide verletzt), sowie Jonas Bulach (Beruf/Schulde/Abschlussprüfungen) und Jayson Zähner (abwesend) nach Küssnacht. Auf dem Torhüter-Posten stand diesmal Robin Heeb. Der 22jhrige Keeper spielte erstmals von Beginn weg. Heeb erwischte aber mit seiner Truppe einen Alptraum. 2016/17 noch als U20 Junior bei Weinfelden, kam Heeb 2017/18 zu drei Einsätzen mit Kreuzlingen-Konstanz in der 2. Liga, dann, im Vorjahr viermal mit den Eisbären St. Gallen, in jenem Jahr, als die St. Galler den Aufstieg in die 2. Liga schafften. Mit Illnau-Effretikon hütete Heeb bislang neun Mal den Keeper-Posten bei den EIE-Reservisten in der 3. Liga. Nachdem sich Dennis Volkart im 15. Gruppenspiel, dem Derby gegen Dürnten Vikings (4:2 EIE-Sieg) im zweiten Drittel am Meniskus verletzte, aber sich bis zum Spielende durchkämpfte, schied Volkart für die letzten Gruppen- und ersten Playoffspiele aus. Volkarts Ersatz Dominic Werren rückte unlängst in seine Rekrutenschule ein, womit Joel Stücheli und Robin Heeb als Torhüter der ersten EIE-Mannschaft nachrücken mussten. Beide erwischten samstags im Eselriet jenen Kaltstart, der ihre Mannschaftskollegen aber im Verlaufe der Partie noch korrigieren konnten. Illnau-Effretikon gewann schliesslich zweistellig 10:5.

Für Giorgio Giacomelli war es keine Nervosität

Man hätte eigentlich glauben können, ein solcher Fauxpas unterlaufe dem routinierten Illnau-Effretikon innerhalb von wenigen Tagen kein zweites Mal. Doch dann, was den Innerschweizern dienstags passierte, schien schon fast einmalig. Erster Scheibeneinwurf in der «Rigihalle». Küssnacht kommt in Scheibenbesitz, stürmt auf das EIE-Tor vor und Ivan Leuppi erwischt Robin Heeb bereits mit dem aller ersten Angriff. Riesenjubel der 83 Zuschauer. Küssnacht am Rigi hat die Gäste erneut eiskalt erwischt. «Ein Alptraum», bindet Giorgio Giacomelli. Der EIE-Headcoach kann es sich kaum vorstellen, wie das passieren konnte. «Ich glaube, zwei, drei Spieler waren heute bis Ablauf des Startdrittels gar nicht richtig anwesend». Fast Worte, die sich samstags im Eselriet wiederholten. «Nein. Von Nervosität kann man kaum sprechend», findet Giacomelli. Dieser fand, dass «einige meiner Spieler heute einfach nicht bereit waren. Sie schauten nur zu».

EIE-Reaktion folgt fast postwendend – und wieder erfolgreich

Für Illnau-Effretikon kam die Schockmeldung doppelter Art. Mit dem aller ersten Powerplay durch Jaromir Gogolka, besorgte im zweiten Playoff-Einsatz bereits sein drittes Tor und Ausschluss von Captain Marco Thaler, ging Küssnacht am Rigi nach knappen sechs Minuten Spielzeit bereits wieder 2:0 in Führung. Alles doch schon mal erlebt innerhalb von wenigen Tagen. Favorit Illnau-Effretikon erneut in Rückstand. Unglaublich. Da fehlte es wohl an Konzentration. An der letzten Konsequenz. Aber eben. Ein Hockeyspiel dauert mindestens 60 Minuten und wie Giacomelli bereits samstags etwas beruhigender Art zu vermitteln versucht, «haben wir momentan die Ruhe und Routine, um einem Match innerhalb drei Drittel noch die richtige Wende geben zu können». Das sei zwar höchst positiv, doch seine Mannschaft könne sich, auch gegen einen wohl kommenden stärkeren Gegner keinesfalls verpassen «dass wir in jedem Match noch eine positive Wende herbei führen können und jedes Mal einem zwei, drei Rückstand nachrennen können».

Marco Vögeli markiert den wichtigen 1:2 Anschluss

Robin Heeb erlebte also in der Rigihalle, wo Illnau-Effretikon in der Meisterschaft vor wenigen Tagen noch gegen die zweite Mannschaft des KSC Küssnacht am Rigi im Einsatz stand, einen wahren Alptraum, doch der EIE-Keeper erholte sich von diesem neuerlichen Schocker erstaunlich gut. Heeb wurde, je länger das Spiel, sicherer und auch seine Vorderleute, die anfangs neuerlich böse schnitzten und sich so eiskalt erwischen liessen, setzten sich je länger das Spiel dauerte, klarer durch.

«Unsere Mannschaft hat sich ab Mitteldrittel wieder zusammengerauft», so Giacomelli, der eigentlich wieder beruhigenden Natur feststellen konnten, dass Illnau-Effretikon schon nach wenigen Spielzügen der schnelle und wichtige 1:2 Anschlusstreffer glückte. Marco Vögeli, der nach Spielschluss auf Seiten der Gäste zum besten EIE-Akteur gekürt wurde (zusammen mit dem Küssnachter Reto Stiz), bediente Yves Förderreuther zum Anschlusstreffer. «Wir haben in der Folge noch einige vielversprechende Möglichkeiten ausgelassen», fand Giacomelli. Gleich vier gegnerische Ausschlüsse von Muggli, Flühler, Döbeli und Holdener konnte Illnau-Effretikon nicht zum Ausgleich verwerten. Da klappte das gegnerische Powerplay noch nicht wunschgemäss.

Und 40 Sekunden nach Wiederbeginn fällt der 2:2 Ausgleich durch Schwarz

Dafür glückte dem EHC Illnau-Effretikon nach seinem abermals missglücken ersten Drittel nach einer kurzen Gardinenpredigt durch die Teamverantwortlichen Giacomelli/Diethelm eine positive Reaktion. Kaum angespielt, und noch bei Ausschluss von Holdener, versteckte Florian Schwarz von der rechten Seite Aus im Powerplay und Zuspiel von Claudio Beltrame/Philip Beeler der wichtige und schnelle 2:2 Ausgleichstreffer. Nur 40 Sekunden waren im zweiten Abschnitt gespielt – der EIE war zurück im Spiel und nun sichtlich gewillt, sich nicht noch einmal vom Gegner vorführen zu lassen.

Hauptsache Sieg – wie hoch – spielt keine Rolle

Wie bereits samstags zeichneten sich die Unterschiede zwischen den beiden Teams mit aller Deutlichkeit ab. Illnau-Effretikon, als routinierter, eingespielter Zweitligist verfügt natürlich über ganz andere Qualitäten und Quantitäten als Küssnacht. Da zeichnete sich schnell ab, dass bei den Innerschweizern wiederum vieles über die zwei, drei Schlüsselspieler Cerveny, Leuppi, Gogolka läuft und letzterer eine ungemein intensive Präsentphase in seiner Mannschaft zu verzeichnen hat. Fast logisch, dass da Küssnacht in der Schlussphase eins Spieles die Kraftreserven etwas fehlen. Bei Halbzeit brachte Dario Brunner seine Mannschaft auf Vorlage von Marco Vögeli erstmals in diesem Treffen (3:2) in Führung. Ab diesem Zeitpunkt war es dann um den Gastgeber geschehen. Wiederum wie samstags, drehte Illnau-Effretikon nun die Kadenz merklich höher, auch wenn diesmal das neuerliche Torspektakel ausblieb. Doch es wird ja vom Zweitligisten Illnau-Effretikon keineswegs erwartet, dass man den Gegner in jedem Playoff-Spiel gleich zwei klassig zu deklassieren hat. Playoff – heisst doch einfach, sein Spiel zu gewinnen. Wie – und wie hoch ist fast nebensächlich. Hauptsache Sieg.

EIE nun auf Weg über drei Runden

Und auf seinem guten Weg befand sich Illnau-Effretikon ab Halbzeit. Nun liefen die EIE-Spieler wieder. Nun waren die Zürcher Oberländer wieder weit mehr in Bewegung als zu Beginn des Spieles. Nun schienen sie auch alle Erwacht zu sein. Bereits ab Spielmitte bauten die Innerschweizer wie erwartet und befürchtet etwas ab. Mirco Hofer erzielte mit seinem zweiten Playoff-Treffer und wiederum auf Vorlage von Marco Vögeli und Jan Heuberger das 4:2 (39.).

Im dritten Drittel machte Illnau-Effretikon schliesslich wiederum alles klar. «Mit mehr Bewegung», wie Giorgio Giacomelli fand. Einen solchen Start wie in den zwei letzten Partien «können wir uns garantiert nicht immer leisten». Der EIE-Headcoach befürchtet fast, dass «irgendwann im Verlaufe dieser Playoff-Serie der Zeitpunkt kommen wird, wo wie auf einen solchen Rückstand nicht mehr reagieren können». Es sei ist für ihn quasi so, «wie wenn wir das Ganze einfach etwas provozieren». Positiv für den EIE-Trainer war, dass «wir uns je länger das Spiel dauerte, wieder zurück gekämpft haben. Das hat man vor allem dann gesehen, als wir in unterzahl kämpfen mussten». Seine Spieler hätten sich über das gesamt Spiel «zurück gekämpft. Das sah man, als sich unsere Spieler in die gegnerischen Schüsse waren. Da hatten wir wieder richtig Hockey gespielt, was wir vom Startdrittel nicht gerade behaupten konnten». Das sei für ihn «kein guter Start, aber auch ein guter Mass-Stab gewesen».

Giacomelli hofft am Donnerstag auf Erfolgreiches zweites Heimspiel

Die beiden Trainer freuen sich nun natürlich. Kurz vor Beginn der letzten zehn Minuten skorte Carlo Fäh (Lionel Kuhn/Gabriel Gretler), sowie in der Schlussphase dann nochmals Verteidiger Yves Brasser zum 6:2 Entstand (52.). Mit einem standesgemässen Resultat verabschiedete sich Illnau-Effretikon aus der Rigihalle und hofft, dass «wir am Donnerstag unsere Serie bereits erfolgreich abschliessen können. Wir sind jetzt zwar zwei Mal relativ schnell in Rückstand geraten. Wir hoffen natürlich, dass wir donnerstags einen bessen und erfolgreicheren Start hinlegen können». Giacomelli glaubt den Unterschied bereits zu kennen. «Wenn wir die Bereitschaft an den Tag legen, unsere Beine von Anfang an zu bewegen, sollte uns das Unternehmen «Rigihalle» donnerstags erfolgreich gelingen». Der EIE-Trainer glaubt, dass «wir die Entscheidung dann herbeiführen können, wenn es uns gelingt, den Gegner von Anfang an mit zwei, drei Toren zurück binden zu können, denn dieses spielerische Handicap kann Küssnacht nur schwerlich aufholen».

EIE-Rekord lebt weiter – 39 Punkt in Folge

Und da war doch noch was. Nein, nicht die Tatsache, dass der EHC Illnau-Effretikon nun in den zwei absolvierten Playoff-Partien zwei Mal durch den Gegner eiskalt erwische wurde. Nein. Illnau-Effretikon überstand in der Rigihalle sein 14. Spiel in Folge ohne Niederlage. Damit holte sich die Mannschaft von Giorgio Giacomelli/Roman «Didi» Diethelm im 14. Spiel in Folge den 39. Punktezuwachs seit Illnau-Effretikon im Auswärtsspiel bei den Eisbären St. Gallen nicht mehr geschlagen wurde. Eine wahrlich stolze Serie.

Eishockey: Meisterschaft 2. Liga, Saison 2019/20: Playoff–Achtelfinal 2. Playoff-Partie: KSC Küssnacht am Rigi – Illnau-Effretikon 2:6 (2:1, 0:3, 0:2).-Rigihalle (Küssnacht am Rigi).- 83 Zuschauer.- SR: Matteo Bianchi/Mattia Delgano.- Tore: 00.08 Leuppi (Müller) 1:0. 7. Gogolka (Cerveny/Stitz, Ausschluss Thaler) 2:0. 10. Vögeli (Förderreuther) 2:1. 21. Schwarz (Beeler/Beltrame, Ausschluss Holdener) 2:2. 33. Brunner (Vögeli) 2:3. 39. Hofer (Vögeli/Heuberger) 2:4. 50. Fäh (Gabriel Gretler/Lionel Kuhn) 2:5. 52. Brasser 2:6.- Küssnacht am Rigi: Gisler, (Ryhner); Holdener, Stillhardt; Lorez, Immonen; Flühler, Cerveny; Schädler, Leuppi, Müller; Däbeli, Penzenstadler, Stalder; Stitz, Jegen, Gogolka; Aregger, Moldovanya, Muggli.- Illnau-Effretikon: Heeb (Stücheli); Brunner, Schwarz; Thaler, Heuberger; Nicola Gretler, Brasser; Beeler, Beltrame, Tkachenko; Vögeli, Förderreuther, Hofer; Lionel Kuhn, Gabriel Gretler, Fäh; Giacomelli, Begert.- Strafen: Küssnacht am Rigi 6x2 Minuten plus 1x10 Disziplinar (Leuppi, unsportliches Verhalten); Illnau-Effretikon 4x2 Minuten.-Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne die beiden Torhüter Dennis Volkart (Verletzt), Dominic Werren (Militär/Rekrutenschule), Tizian «Tiz» Müller (Verletzt), Justin Wieser (Verletzt), Jayson Zähner (abwesend), Lorenz Kuhn (Militär), Jonas Bulach (Beruf/Schule).- 59:59 KSC Küssnacht am Rigi ohne Torhüter Gisler, dafür bei Strafe gegen Illnau-Effretikon mit weiterem Feldspieler.- Als Best Players nominiert: KSC Küssnacht am Rigi: Reto Stiez; Illnau-Effretikon: Marco Vögeli.- Stand in der Best-of-5 Serie: Illnau-Effretikon – Küssnacht am Rigi 0:2.-

Dritte Playoff-Partie Achtelfinal/(Best-of-Five): Illnau-Effretikon – Küssnacht am Rigi, Donnerstag, 30. Januar 2020, Eishalle Eselriet (Effretikon), Spielbeginn: 20:15 Uhr.

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