Schlecht gespielt – und doch wieder gewonnen

Das muss man auch können. Schlecht spielen – und (wieder) gewinnen und dabei auch mal die oft zitierten «schmutzigen» Tore zu schiessen. Beides glückte dem EHC Illnau-Effretikon (EIE) samstags bei Club da Hockey Engiadina. In Scuol kam der EIE resultatmässig zu exakt dem gleichen Ergebnis wie beim letzten Auftritt in der Gurlaina am 29. September 2018. Die Zürcher Oberländer schlugen die Unterengadiner 6:4 (1:0, 3:1, 2:3), gewannen damit zum elften Mal in Serie und holten sich den 30. Punktegewinn in Folge. Vor Abschluss der 18 Gruppenspiele am kommenden Samstag mit dem Derby gegen Dielsdorf-Niederhasli (einheitlicher Spielbeginn der Schlussrunde um 20 Uhr), liegt Illnau-Effretikon weiterhin auf dem zweiten Zwischenrang und hat es nun in den Händen zur Eröffnung der Playoffs auf Küssnacht am Rigi, Schaffhausen oder Sursee zu treffen.

Bericht: Heinz Minder (Halla da glatsch Gurlaina, Scuol)

Aber: «Wir haben heute nicht gut gespielt und schon lange nicht mehr vier Gegentore kassieren müssen und führten eigentlich unverdient und glücklich 3:1. Unsere beiden Torhüter Joel Stücheli und Dominic Werren haben uns heute gerettet». Seine Mannschaft sei «bis auf einige Ausnahmen, «bis zum Schluss des Spieles nicht bereit gewesen», und habe seiner Ansicht nach «weit entfernt davon agiert, was wir in den letzten Wochen zeigten und ablieferten», so Giorgio Giacomelli. «Diesen Match müssen wir abhaken», da klare Verdikt von EIE-Headcoach Giacomelli. «Es hat aber auch ein Gutes, wenn man schlecht spielt und am Schluss doch noch gewinnt».

Giacomelli erwartete harte Gegenwehr im Engadin…

Nun. Die Ausgangslage für das letzte Auswärts-Gruppenspiel des EHC Illnau-Effretikon war klar. Für Gastgeber Club da Hockey Engiadina, der zuletzt drei Mal in Folge verloren hat, war der Erfolgsruck unheimlich gross. Die Engadiner wollen noch in die Playoffs und liefern sich nun eine hartes Ausscheidungsrennen mit Eisbären St. Gallen. Die Frage, wer als siebtes Team in die Playoffs kommt und wer wohl mit Lenzreheide (Gruppe 1) und Chiasso und Rapperswil-Jona Lakers gar in die Abstiegsrunde muss, spitzt sich in der EIE-Gruppe dramatisch zu, denn nach der neuerlichen Niederlage der Engadiner sind diese nun punktegleich mit den Eisbären und weisen bei der Tordifferenz (Minus 22:23) einzig noch einen hauchdünnen Vorsprung aus. Deshalb ging es bei Club da Hockey Engiadina samstags schon fast um einen Existenzkampf in dessen Vorfeld Giorgio Giacomelli mit einem hoch motivierten Heimklub rechnete «der wohl von Anfang bis Ende vollen Einsatz zeigen wird».

…wo einige seiner Spieler bis Ende Partie nicht ganz anwesend waren

Das konnte er durchs Band nicht von all seinen eigenen Spielern behaupten. «Einige, nicht alle, sind heute bis zum Schluss nicht bereit gewesen», so der EIE-Trainer. Spiele in der Gurlaina sind für Auswärtsmannschaften aus dem Unterland, zudem etwas ganz Besonderes, wenn die Anreise- (und Heimreise) noch über Öesterreichiges-Hoheitsgebiet (EU-Zone) erfolgt, und ein Weg schon mal drei einhalb Stunden betragen kann. Am 29. September 2018 endete das zweite Saisonspiel für Illnau-Effretikon in Scuol mit dem gleichen Schlussresultat für den EIE: 6:4 – allerdings verlief der damalige Match noch etwas dramatischer als jener vom vergangenen Samstag. Der EIE verspielte damals eine 2:0 Führung, geriet bis zur 55. Minute gar 2:4 in Rücklage und drehte dann das Spiel mit einem unheimlichen Endspurt: 3:4 durch Justin Wieser (56:45), 4:4 Ausgleich durch Marco Thaler (57:15), 5:4 EIE-Führung nach Thalers Doppelschlag (58:47) und Marco Vögelis 6:4 Schlusspunkt, drei Sekunden vor Ende des Dramas.

Bündner mit schlechter Chancenauswertung – EIE mit starkem Stücheli

EIE-Captain Thaler und Philip Beeler bereiteten dann das 1:0 vor, das Mirco Hofer mit seinem siebten Saisontreffer zu erzielen vermochte. Dass Illnau-Effretikon wie 2018 wieder in Führung ging, war aber keinesfalls standesgemäss, denn die respektlos agierende junge Mannschaft von Coach Benjamin Wunderer, stürmte direkt und zielstrebig und setzte der EIE-Hintermannschaft und Torhüter Joel Stücheli mächtig zu. Stücheli, der anstelle des verletzten Dennis Volkart den Torhüterposten (für die ersten zwei Drittel) übernahm, war viel beschäftig. «Er hielt uns wie später auch Dominic Werren im Spiel. Beide Torhüter retteten uns schliesslich zum Sieg», so Giacomelli. Aber es lag auch an den Platzherren selbst, dass diese vorerst torlos blieben, denn Club da Hockey Engiadina sündigte im Abschluss teils eklatant. Erwartungsgemäss setzten Sandro Ritzmann, Andri Riatsch, Sandro Gantenbein, Dario und Linard Schmidt bei den Einheimischen klar die Akzente vor dem Stücheli-Gehäuse.

EIE verpasste das 2:0 – Engiadina gleicht postwendend aus

Im zweiten Drittel bewahrheitete sich wieder einmal die alte Weisheit brutal. Wer eigene aufgeweckte Torchancen auslässt, wird mit unter für seine Sünden bestraft. So Illnau-Effretikon, bei dem Lorenz Kuhn rackerte und durch Fleissarbeit positiv in Erscheinung trat, aber ebenso unglücklich kämpfte, wie die läuferisch stark und schnell auf den Beinen sich befindende Philip Beeler, Marco Vögeli, Mirco Hofer und Yves Förderreuther. Letzterer hatte zu Beginn des Mitteldrittels nach vielen Chancen seiner Mitspieler, die Riesenmöglichkeit zum 2:0. Förderreuther scheiterte von Siegenthaler und praktisch im direkten Gegenzug bezwang dann Sandro Ritzmann Joel Stücheli erstmals. Der 1:1 Ausgleich in der 24. Minute beflügelte nun Engiadina zusätzlich.

Der Abend der schmutzigen EIE-Tore…

Und dann sorgten zwei «schmutzige» Tore für die Vorentscheidung in diesem Spiel, in welchem Lorenz Kuhn (Assist Dario Brunner) genau nach Halbzeit das 2:1 markieren konnte. Dario Schmidt verpasste den sicher scheinenden 2:2 Ausgleich (36.), dafür erhöhte dann Mirco Hofer mit seinem zweiten Tor des Abends zum 3:1 (37.). Bei diesem Gegentreffer sah Mario Siegenthaler gar nicht gut aus. Siegenthaler hat für Club da Hockey Engiadina bei sämtlichen bisherigen 17 Spielen 17 Mal als die Nummer Eins zwischen den Pfosten angefangen und brachte es mit 964:02 Minuten Spielzeit bislang auf die längste Einsatzpräsenz aller 2. Liga-Keeper der Gruppe 2. Und 49 Sekunden vor Ende des zweiten Drittels markierte EIE-Verteidiger Yves Brasser jenes 4:1, das in Form eines abgefälschten Pucks für Siegenthaler wieder nächst unglücklich fiel.

Verschiedentlich, und das hatte schon Dieter Wieser in all seinen 13 Jahres als EIE-Headcoach bemängelt, könne Illnau-Effretikon einfach keine schmutzigen Treffer erzielen. Nun. Davon zeigte der EIE samstags gerade mal zwei bis Ende Mitteldrittel. «Wir führen unverdient und glücklich 4:1», hiess das Verdikt auf EIE-Seite, wo Engiadina eben das Opfer seiner eigenen Unterlassungssünden wurde. In der zweiten Drittelpause wechselte Giorgio Giacomelli dann seine Torhüter. Dominic Werren kam zum Einsatz. «Ich wollte einerseits Dominic auch noch eine Spielmöglichkeit bieten, bevor dieser am Montag in die Rekrutenschule einrücken muss, weil er doch in all dieser Zeit mit Dennis Volkart und Joel Scheli auch immer anwesend war, andererseits glaubte ich, meine eigene Mannschaft wecken zu müssen. Ich war davon überzeugte, meinen Spielern zeigen zu müssen, dass wir uns alles noch zusammenreissen müssen und noch etwas passieren kann. Unsere 4:1 Führung war ein Geschenk. Ich hoffte auf einen Weckruf für das Schlussdrittel».

…und beidseitigen Torhüterwechsel mit 16jährigen Men Noggler

Linard Schmidt lancierte dann das Schlussdrittel in welchem es für die Platzherren schon fast um alles oder nichts ging. Das 2:4 beflügelte Engiadina für die Schlussoffensive zusätzlich. Als dann Yves Förderreuther in Zusammenspiel mit Marco Vögeli kurz nach Beginn des Schlussdrittels (43:12) mit einem weiteren haltbar scheinenden Treffer das 5:2 markierte, verliess Siegenthaler entnervt den Kasten. Für Club da Hockey Engiadina übernahm nun Men Noggler. Der Nachwuchsspieler der Platzherren – mit Jahrgang 2004 – wurde vom heimischen Publikum mit konstantem Szenenapplaus bedacht, wenn er eine der vielen guten Interventionen zeigte Andrea Giacomelli besorgte das 6:2 das eigentlich auf einen weiteren klaren EIE-Sieg schliessen liess, die Gäste aber noch auf eine falsche Fährte leiteten. Denoth (55.) und Tissi (58.) besorgten noch jene zwei Treffer zum 4:6, welche Engiadina für die Schlussphase letzte Hoffnung gab. 40 Sekunden vor der Schluss-Sirene verliess dann das 16järhige Novizen-Torhüter Talent Men Noggler den Kasten für einen weiteren sechsten Feldspieler. Illnau-Effretikon, ohne grosse Überzeugungskraft in dieser Partie, rettete sich über die Distanz. «Da wichtigste aus meiner Sicht: Am Ende reichte es trotzdem noch zum Sieg, die extrem junge Mannschaft des Gegners hat hervorragend gekämpft und heute unglücklich und fast unverdient verloren».

Das Derby EIE-EVDN beendet samstags ab 20 Uhr die Gruppenphase

In der Schlussrunde vom kommenden Samstag – einheitlicher Spielbeginn um 20 Uhr – trifft Illnau-Effretikon im letzten Heimspiel der 18 Gruppenspiele – auf Dielsdorf-Niederhasli. «Ob in der Saisonvorbereitung, oder in der Meisterschaft – immer ein ganz spezielles Spiel – weil ein typisches Derby», so Giorgio Giacomelli. «Für uns endet am kommenden Samstag die eigentliche ‘Saisonvorbereitung’ auf die wichtigste Phase im Jahr – die Playoffs». Noch steht nicht fest, auf welchen Gegner Illnau-Effretikon im Achtelfinal treffen wird. Das hat der EIE im letzten Match noch selbst in den Händen und Füssen. Es könnte Küssnacht am Rigi, Schaffhausen oder Sursee werden – je nach Ausgang des Derbys EIE-EVDN und den Resultaten in der Gruppe 1.  

Eishockey, Meisterschaft 2. Liga, Gruppe 2: 17. Spieltag: Club da Hockey Engiadina – Illnau-Effretikon 4:6 (0:1, 1:3, 3:2).- Halla da glatschGurlaina (Scuol).- 134 Zuschauer.- SR: Luca Boverio/Matta Delgrosso.- Tore: 9. Hofer (Beeler/Thaler) 0:1. 25- Ritzmann (LinardSchmidt/Dario Schmidt) 1:1. 31. Lorenz Kuhn (Brunner) 1:2. 37. Hofer 1:3. 39:11 Brasser (Nicola Gretler) 1:4. 42. Linard Schmidt (Dario Schmidt/Denoth) 2:4. 44. Förderreuther (Vögeli) 2:5. 50. Giacomelli (Lorenz Kuhn/Nicola Gretler) 2:6. 55. Denoth (Stecher/Linard Schmidt) 3:6. 58. Tissi 4:6.- Club da Hockey Engiadina: Siegenthaler (43:12 Men Noggler); Livio Noggler, Mayolani; Denoth, Stecher; Biert, Bott; Riatsch, Tissi, Gantenbein; Ritzmann, Linard Schmidt, Dario Schmidt; Schorta, Pinösch, Mayolani.- Illnau-Effretikon: Stücheli (40. Werren); Bulach, Schwarz; Thaler, Heuberger; Brasser, Nicola Gretler; Brunner; Beeler, Beltrame, Hofer; Vögeli, Förderreuther, Lionel Kuhn; Begert, Gabriel Gretler, Lorenz Kuhn; Giacomelli.- Strafen: Club da Hockey Engiadina 3x2 Minuten; Illnau-Effretikon 2x2 Minuten.-Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Torhüter Dennis Volkart (verletzt), Tizian «Tiz» Müller. Justin Wieser und Carlo Fäh (alle verletzt), Alexander Tkachenko (Beruf/Seminar), Jayson Zähner (überzählig).- 40:00 Torhüterwechsel Illnau-Effretikon: Dominic Werren anstelle von Joel Stücheli; 43:12 Torhüterwechsel Club da Hockey Engiadina: Men Noggler (Jahrgang 2004, anstelle von Mario Siegenthaler nach dem 2:5.- 59:20 Meng Nogglerverlässt anstelle eines weiteren/sechsten Feldspielers das Eis vorzeitig.

Nächstes Spiel des EHC Illnau-Effretikon (EIE): Eishockey, Meisterschaft 2. Liga 2019/20, Gruppe 2: Abschluss Gruppenspiele/18. Spieltag: Illnau-Effretikon – Dielsdorf-Niederhasli, Samstag, 18. Januar 2020, Eishalle Eselriet (Effretikon).- Einheitlicher Spielbeginn/Schlussrunde Gruppenspiele: 20:00 Uhr.-

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