Bis zum bitteren Ende – EIE in St. Moritz über Shootout

Das Duell der Tabellennachbarn zwischen St. Moritz und Illnau-Effretikon (EIE) wurde bis zum bitteren Ende ausgekostet. Nach dem 3:3 Endstand zu welchem Lionel Kuhn (8.), Florian Schwarz (21.) und Yves Förderreuther (30.) die drei Tore zur zwischenzeitlichen 3:1 EIE-Führung beisteuerten, brachte auch die fünfminütige Verlängerung keine Entscheidung.

Bericht: Heinz Minder, Ludains (St. Moritz)

Es war ein besonderes Spiel. Illnau-Effretikon stand am 5. Januar dieses Jahres bereits im Engadin im Einsatz. Damals schneite es kräftig. Der EIE gewann unter erschwerten und aussergewöhnlichen Bedingungen 4:3. Dieses Mal war die Wetterprognose wieder schlecht und keinesfalls besser. Samstags regnete es. «Es war äusserst gewöhnungsbedürftig», so der EIE-Assistenz-Trainer Roman «Didi» Diethelm.

Regenpremiere für Philip Beeler

«Ich kann mich nicht erinnern, wann ich letztmals auf einem offenen Eisfeld bei Regen gespielt habe», so Philip Beeler. Der ex-Dübendorfer MySports League Akteur und EIE-Rückkehrer. «Es muss wohl irgendwann in meiner frühen Nachwuchs-Karriere beim EIE im Eselriet gewesen sein». Der heutige 28jährige EIE-Stürmer stand 1999/2000 im Kader der EIE-Bambinis, ein Jahr später vor seinem Wechsel 2000/01 bei den EIE-Piccolos im Einsatz. «Seither habe ich nie mehr einen Punkte-Ernstkampf unter solchen schwierigen und für mich ungewohnten Verhältnissen gespielt». Auch Verteidiger Andrea Giacomelli analysierte nach der Partie mit seinem Vater, EIE-Headcoach Giorgio Giacomelli das eben gewonnene Spiel auf der Ludains. «Es gab heute einige komische Spielzüge und zahlreiche Überraschungen. Die Scheibenkontrolle war schwierig. Der Puck sprang oder klebte und nahm teils völlig überraschende Richtungswechsel».

Zwei Herzen schlagen ach in meiner Brust…

Und für zwei Spieler war es ein ganz besonderes Spiel. Jonas Bulach und Jan Heuberger, die zusammen die erste EIE-Defensive bildeten, sind bekanntlich beide aus der Nachwuchsabteilung von St. Moritz hervor gegangen. Der 24jährige Bulach spielte bis 2012/14 in der U15, U17 und U20 der Bündner und bestritt 2013/14 20 Spiele in der ersten St. Moritzer Mannschaft. Heuberger, der auf diese Saison nach einem Jahr bei Dielsdorf-Niederhasli neu zu Illnau-Effretikon stiess durchlief ebenfalls den U15, U17, U20 Nachwuchs auf der Ludains und debütierte der 22jährige Abwehrspieler 2013/14 in der ersten Mannschaft. Die Familienangehörigen der beiden ex-St. Moritzer verfolgten natürlich samstags mit gemischten Gefühlen die Vorstellungen ihrer Sprösslinge, freuten sich am Ende aber über den sportlichen Erfolg «ihrer» Hockeyaner, auch wenn diese nun den EIE-Dress trugen.  

Hexer Dennis Volkart verhindert den 1:1 Ausgleich mehrfach…

Trotz misslingen und ungewohnten Verhältnissen erwischte Illnau-Effretikon einen guten Start und zeigte wie zuletzt im Derby gegen Wallisellen aggressive Vorwärtsbewegung direkt und zielstrebig vor das gegnerische Tor. «Ja», bestätigte Diethelm. «Wir sind anfangs wieder konsequent in jene Zone gestochen, wo es auch weh tun kann», so der EIE-Assistenz-Trainer. St. Moritz, mit vier Offensiv-Linien angetreten, versuchte Gegendruck auf den Gegner ausüben zu können. In der Offensive aber vergaben die Bünder vor Volkart, oder scheiterten am ausgezeichnet disponierten EIE-Schlussmann. Den Zürcher Oberländern gelang wie zuletzt im Heimspiel gegen Wallisellen abermals ein frühes Führungstor. Lionel Kuhn markierte auf Vorlage von Marco Vögeli und Carlo Fäh mit seinem dritten Saisontreffer das 1:0 nach knappen sieben Minuten. Die vielleicht spielentscheidende Szene dann in der 16. Minute. Vasile Santini und Oliviero Cantiani nahmen Dennis Volkart aus nächster Nähe vier Mal aufs Korn. Der EIE-Keeper entpuppte sich als wahrer Hexer und Zauberer und verhinderte mit höchst brillantenParaden den durchwegs möglich scheinenden Ausgleich, als es vor seinem Kasten mehrfach lichterloh in wenigen Sekunden brannte.

…und Headcoach Giorgio Giacomelli fordert mehr Aggressivität

«Ich hatte das Gefühl, dass wir in den ersten zwanzig Minuten viel Druck auf den Gegner produzieren konnten», bestätigte Diethelm, stellte dann aber auch fest, dass «wir noch vor Drittelsende etwas nachgelassen haben und leicht einbrachen». Das schien auch Giorgio Giacomelli gemerkt zu haben. Der EIE-Headcoach forderte lautstark von der Mannschaftsbank «mehr Aggressivität. Laufen, Laufen, Laufen».

Florian Schwarz trifft zum 2:0…

Mit einem optimalen Beginn startete Illnau-Effretikon, dass die Drittels Führung mit Händen und Füssen zu verteidigen und in die erste Pause zu retten vermochte, zum zweiten Abschnitt. Dort gelang den Gästen nach nur 52 Sekunden durch Verteidiger Florian Schwarz (wurde nach Spielschluss zum besten EIE-Akteur gekürt) und Vorlage von Captain Marco Thaler und Marco Vögeli das 2:0. St. Moritz, wo das 47jährige Urgestein Gian Marco Crameri eher eine diskretere Rolle zu spielen vermochte, schaffte durch Armon Niggli kurz nach dem EIE 2:0 den wichtigen Anschlusstreffer (22.). Das Spiel schien nun etwas zu kippen, denn hüben und drüben kam es einerseits zu vielen Scheibenverlusten und Fehlzuspielen, andererseits verstärkten die Platzherren nun ihre Offensivbemühungen, scheiterten aber noch und nach an Volkart. «Ich glaubte, dass St. Moritz nach dem 0:2 Rückstand ihr eigenes Spiel etwas umstellte und besser standen als im Startdrittel. Wir sind mit dieser Umstellung irgendwie nicht richtig zu ‘Gang’ gekommen», so ‘Didi’ Diethelm.

…und Yves Förderreuther aus vollem Lauf und spitzigen Winkel zum 3:1

Aus unmöglich, spitzigem Winkel und temposchnell vorgeprellt am linken Bandenrand entlang, hämmerte Yves Förderreuther die Vorlage von Florian Schwarz/Philip Beeler bei Jan Lony in den entfernten hohen rechten Torwinkel zum 3:1. Zu diesem Zeitpunkt war bei Illnau-Effretikon deren erste Linie bereits auseinandergebrochen, denn Marco Vögeli verspürte Mitte Mitteldrittel seine alte Leistenverletzung wieder, ging bei 28:47 vorsorglich mal für knappe zehn Minuten zur Pflege in die Garderobe und probierte vor Drittelsende nochmals einen Einsatz. Diesen brach der EIE-Stürmer aber nach wenigen Sekunden wieder ab. «Wir kassierten in diesem Match wieder viele dumme Strafen», so Didi Diethelm «und haben uns selbst etwas aus dem Spielrhythmus gebracht». Der EIE überstand erst den Zweier von Gabriel Gretler schadlos, doch kaum komplett musste Fäh raus und in diesem zweiten Powerplay in Folge glückte Cavelti vor Ende Mitteldrittel der 2:3 Anschlusstreffer.

Marco Vögeli verletzt ausgeschieden

Bedingt durch Vögelis-Ausfall kam es bei den Gästen, die mit der gleichen Formation wie gegen Wallisellen starteten (never change a winning team) zu leichten Team-Korrekturen. Jayson Zähner, kurzfristig erst zum EIE gekommen, kam nun wieder konstant zum Einsatz und Illnau-Effretikon sah sich im Schlussdrittel ständigen Angriffswellen der Bündner ausgesetzt. Deren Bemühungen waren klar. Schneller Ausgleich und Wende. Cantiani, steil durch die Mitte lanciert, tauchte plötzlich alleine vor Volkart auf, wurde aber vom EIE-Keeper ausgebremst (42.), dann war es Adrian Kloos, der ebenfalls solo auf Volkart losstürmen konnte aber ebenfalls am glänzend reagierten EIE-Schlussmann scheiterte (43.). Zwei kapitale Möglichkeiten St. Moritz, doch dann markierte Santini den vehement angestrebten 3:3 Ausgleich doch noch (45.). Mit vereinten Kräften verteidigte Illnau-Effretikon diesen Spielstand.

3:3 bringt fünfminütige Verlängerung

Mit 3:3 Spielern ging es in die anschliessende fünfminütige Verlängerung, bis EIE-Verteidiger Jonas Bulach wegen Stockschlages auf die Strafbank musste. Keinem Team gelang aber der Lucky-Punch, womit es auf der regennassen Ludains zum Penaltyschiessen kommen musste. In diesem abschliessenden Shootout traf einzig Lionel Kuhn im vierten EIE-Versuch. Prisco Deininger setzte den ersten Penalty an den linken Torpfosten. EIE-Keeper Dennis Volkart der sich 65 Minuten lang als Hexer und Zauberer zu profilieren vermochte, wehrte im Penaltyschiessen alle vier gegnerischen Versuche. Auf Seiten der Zürcher Oberländer scheiterten im Penaltyschiessen Marco Thaler, Philip Beeler und Carlo Fäh allesamt am gegnerischen Keeper Jan Lony.

Roman «Didi» Diethelm sieht gute Ansätze

Mit dem 4:3 (1:0, 2:2, 1:0; 1:0) Sieg holte sich Illnau-Effretikon ohne Torhüter Joel Stücheli, Alexander Tkachenko (krank), dazu die momentan Dauer-Abwesenden und Langzeit-Verletzten Claudio Beltrame (Militär), Yves Brasser (WK/Militär), Justin Wieser; Mirco Hofer (Pfeiffrisches Drüsenfieber/Aufbautraining) und Fabian Rothacher (Aufbautraining) zwei wichtige Auswärtspunkte und überholte vor anstehenden Zürcher Oberlandderby vom kommenden Samstag bei Dürnten Vikings die geschlagenen Engadiner und kletterte auf den vierten Zwischenrang. «Ich sehe viele gute Ansätze bei uns», so die Aussage von Roman «Didi» Diethelm. Dass seine und Giacomellis Mannschaft ihre guten Trainingsleistungen noch nicht wunschgemäss in einem Punktespiel erbringen können, wollte der EIE-Assistenz-Trainer so nicht wirklich bestätigen, meinte aber, dass «es uns noch nicht ganz gelingt, 60 Minuten lang Hockey auf gleich hohem Level spielen zu können. Viele fallen zu schnell wieder in ein altes Muster zurück». Diethelm war aber in St. Moritz der festen Überzeugung, dass «ich als Trainer natürlich sehe und weiss, was die Spieler die ganze Woche trainieren und was sie eigentlich können. So gesehen, hätten wir heute eigentlich drei Punkte gewinnen müssen». Es habe sich aber wieder gezeigt «und die alte Weisheit hat sich eben bestätigt, dass ein Match erst gespielt werden muss». Diethelm ist davon überzeugt, dass, «wenn es uns gelingt, 60 Minuten lang unser eigenes Spiel durch zu ziehen, dass wir dann jeden Gegner schlagen können».  

Eishockey - Meisterschaft 2. Liga, Gruppe 2, 5. Spieltag: St. Moritz – Illnau-Effretikon 3:4 (0:1, 2:2, 1:0; 0:1).- Offene Kunsteisbahn Ludains (St. Moritz).-143  Zuschauer.- SR: Armando Lamers/Dennis Sudik.- Tore: 8. Lionel Kuhn (Fäh/Vögeli) 0:1. 21. Schwarz (Vögeli/Thaler) 0:2. 22. Niggli (Polak/Ducoli) 1:2. 30. Förderreuther (Beeler/Schwarz) 1:3. 39. Cavelti (Brenna, Ausschluss Fäh) 2:3. 45. Santini (Cantiani) 3:3.- Shootout: Deininger setzt Scheibe an linken Torpfosten; Thaler, Beeler und Fäh scheitern nacheinander an St. Moritz Keeper Jan Lony; EIE-Keeper Dennis Volkart wehrt in Folge alle Versuche von Santini, Bassin, Iseppi und Haas; Lionel Kuhn verwertet den vierten Penalty von Illnau-Effretikon zum 4:3 Sieg.- St. Moritz: Lony (Costa); Hass, Brenna; Ducoli, Polak; Crameri, Roffler; Cavelti, Iseppi, Kloos; Bassin, Cantiani, Santini; Deininger, Niggli, Mercuri; Tenca, Koch, Ravo.- Illnau-Effretikon: Volkart (Werren); Bulach, Heuberger; Thaler, Schwarz; Brunner, Nicola Gretler; Andrea Giacomelli; Vögeli, Fäh, Lionel Kuhn; Beeler, Förderreuther, Lorenz Kuhn; Müller, Gabriel Gretler, Begert; Zähner.- Strafen: St. Moritz 6-Mal 2 Minuten, plus 1-Mal 10 Minuten Disziplinar (Marco Brenna/unsportliches Verhalten); Illnau-Effretikon 9-Mal 2 Minuten.- Bemerkungen: lllnau-Effretikon ohne Torhüter Joel Stücheli; Alexander Tkachenko (krank), dazu die momentan Dauer-Abwesenden und Langzeit-Verletzten Claudio Beltrame (Militär), Yves Brasser (WK/Militär), Justin Wieser; EIE ohne Juniorenspieler vom Partnerteam Winterthur; Mirco Hofer (Pfeiffrisches Drüsenfieber/Aufbautraining), Fabian Rothacher (Aufbautraining).- 28:47 EIE-Stürmer Marco Vögeli verletzt in Garderobe; probiert am 38:10 einen Wiedereinsatz, geht bei 39:35 definitiv in Garderobe (Leistenprobleme/Verletzung).- Regen während des Spieles.- Zu den beiden besten Spieler ihre Mannschaft wurden gekürt: Valentino Cavelti (St. Moritz) und Florian Schwarz (EIE).

Nächstes Spiel des EHC Illnau-Effretikon (EIE): Samstag, 26. Oktober 2019: Dürnten Vikings – Illnau-Effretikon, Eishalle «Schürli» (Bäretswil), Spielbeginn: 17:30 Uhr.

 

 

 

 

 

 

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