Eine 1:7 Niederlage die etwas zu täuschen vermag

Mit bislang vier Stunden und 15 Minuten absolvierten Eistrainings (je zwei Mal in Dübendorf) und in der vergangenen Woche montags und donnerstags in Bäretswil, traf der EHC Illnau-Effretikon (EIE) samstags auf den SC Rheintal. Für die Platzherren war es in der Eishalle «Aegeten» in Widnau der offizielle Auftakt zur Hockeysaison 2019/20. Der Erstligist setzte sich am Ende in seinem ersten Testspiel mit 7:1 (1:0, 4:0, 2:1) durch. Doch das Resultat täuscht, denn der EIE war keinesfalls so krass unterlegen wie es am Schluss die Differenz von sechs Toren vermuten könnte.

Bericht: Heinz Minder, Widnau

Die Ausgangslage war klar. Der EIE weiss, was passiert, wenn man im Eishockey als Zweitligist auf einen höherklassierten Gegner trifft. Das zeigten Illnau-Effretikon in den vergangenen Jahren die Cupspiele. 2015: Der EIE unterliegt Wetzikon mit 1:4 (0:2, 0:1, 1:1), der ersten Mannschaft aus Bellinzona 2016 mit 4:8 (2:1, 0:5, 2:2) und schafft gegen Seewen (MySports League) fast die Sensation, als die Zürcher Oberländer 55 Sekunden vor Schluss noch ein 3:3 Remis halten können, dann aber mit 3:5 (2:2, 1:1, 0:2) doch noch verlieren. Irgendwann über drei Drittel Vergleichskampf muss der Unterschied in der Regel zu Tage treten.

Genickbruch nach Halbzeit

Das war auch Giorgio Giacomelli bewusst. «Wir waren im Kopf bereit, vermochten bis Spielhälfte das Tempo zu halten, kassierten aber nach der 30. Minute schnelle Gegentreffer, welche uns heute das Genick brachen. Da sah man aber auch den Unterschied, ob man mit vier (wie Rheintal), oder nur mit drei Blöcken (EIE) auflaufen konnte».

Rheintal mit vier- der EIE nur mit drei Blöcken

Beim EIE war, was etwas Bauchschmerzen auslösen könnte, die Absenzen Liste lang. Justin Wieser wird nach seiner neuerlichen Schulterverletzung wohl einige Wochen fehlen und den Saisonauftakt am Samstag, 21. September (EIE Heimspiel gegen Aufsteiger Lenzerheide-Valbella) sicher verpassen. Gleiches trifft wohl auf Luca Müller zu. Sein Comeback als EIE-Rückkehrer (von Dübendorf/MY Sports League) wird wegen akuten Knieproblemen (Operation?) immer unwahrscheinlicher. Mit Claudio Beltrame (bis Herbst noch als «Durchdiener» im Militärdienst) fehlte ein weiterer (dritter) Stürmer. Kam hinzu, dass mit Carlo Fäh, im ersten EIE-Testspiel vor einer Woche in Sursee (5:4 über Penaltyschiessen) Center der ersten Linie, aus beruflichen Gründen ein weiterer Offensivspieler gegen Rheintal fehlte. Und mit Mirco Hofer (Stürmer) und Andrea Giacomelli musste Giorgio Giacomelli zwei weitere seiner Spieler infolge Krankheit ersetzen. Giacomellis Sohn Fabio, der zusammen mit Marco Begert auf diese Saison hin in das «erweiterte» EIE-Kader nachgezogen wurde, kann wegen «Wachstumsproblemen» seit Monaten weder trainieren noch mitspielen. Dafür debütierten Verteidiger Yves Brasser und Neuverpflichtung Jan Heuberger. Letzterer, der Verteidiger des Eisportverein Dielsdorf-Niederhasli (EVDN) agierte in Widnau als Stürmer im dritten Block neben Lionel Kuhn und Marco Begert.

Für Giacomelli trotz Niederlage ein sehr guter Test

«Trotz der 1:7 Niederlage war das für mich ein sehr guter Test», so Giorgio Giacomelli nach dem Spiel. «Das Highlight für mich war heute, dass wir im Vergleich zum Gegner mit reduziertem Kader und nur drei Blöcken das Tempospiel des Erstligisten bis zur Halbzeit gut mithalten und nach vier schnellen Gegentoren im Schlussdrittel wieder mitspielen konnten». Positiv für den EIE-Headcoach war aber auch die Tatsache, dass «wir phasenweise gegen Rheintal etwas Kreieren konnten und uns mehrfach gegen den höherklassigen Gastgeber Überzahlsituationen herausarbeiten konnten und so selbst zu einigen vielversprechenden Tormöglichkeiten kamen».

(noch) schlechte EIE-Chancenauswertung

Treffend. Illnau-Effretikon überraschte zu Beginn mit respektlosem Offensiv-Hockey und kam in den ersten vier Minuten zu zahlreichen hochkarätigen Möglichkeiten. Hier konnte sich nun Rheintals erster Torhüter Vincent Sauter profilieren. Sauter (Jahrgang 1996) ist auf diese Saison hin vom HC Davos ins Rheintal gezogen und hofft dort die Nummer Eis im SCR-Tor zu werden. In schneller Folge kamen Förderreuther/Tkachenko, Heuberger und Brunner/Lorenz Kuhn vor Sauter zu Abschlüssen, noch ehe Dennis Volkart überhaupt erstmals intervenieren musste. Die starke EIE-Startphase in der den Gästen aber trotz redlichen Bemühungen kein Tor gelang, sollte am Ende der entscheidende Unterschied punkto Effizienz vor dem gegnerischen Kasten werden. Couragiert warf sich Florian Schwarz in einen gegnerischen Schuss und unterstützte seinen Keeper Volkart im Bemühen, möglichst lange einen Gegentreffer verhindern zu können. Nach einer ersten Rauferei lieferten sich die beiden Streithähne Marco Thaler (agierte in Rheintal als Captain) und Luca Binder über die Strafbank hinaus noch ein impulsives Wordduell (15.). Zu jenem Zeitpunkt stand es aber schon 0:1. Einen Distanzschuss von der rechten Seite hinter dem Bullypunkt von Sandro Bartholet vor das Tor abgegeben, konnte Sandro Stoop mit der Stockschaufel noch entscheidend abgelenkt werden (11.). Ansonsten wehrte Volkart mit Händen und Füssen (Glanzparade gegen Holdener/18.) und Rheintal startete eher etwas diskret und noch unpräzis, was die eigenen Abschlüsse betraf. Und ehe das animierte Startdrittel zu Ende ging, hatte Alexander Tkachenko abermals eine hochkarätige Möglichkeit auf der Schaufel. Der russische EIE-Spieler kam in diesem Match zu vielen Chancen. Ihm glückte dann in der Schlussphase noch der EIE-Ehrentreffer und verhinderte damit den Shutout für die beiden SCR-Keeper Sauter/Metzler.

Statt 1:1 dann 0:2

Die alte Weisheit gilt sowohl im Fussball- wie im Eishockey. Wer die Tore nicht macht – kassiert sie. Der EIE hatte viele Chancen, war dem Ausgleich auch mehrfach sehr nahe, doch keiner der aktuellen EIE-Spieler entpuppte sich in Rheintal als der grosse «Knipser». Und so kam es eigentlich, dass es statt 1:1 plötzlich 0:2 stand, nachdem EIE-Captain Marco Thaler das Zuspiel von Philipp Beeler nur an das Torgestänge setzte (22.) und Lorenz Kuhn/Jan Heuberger (24.) an Sauter scheiterten. Volkart verhinderte dann noch gegen den ex-Herisauer Hodener mit einer weiteren starken Parade den zweiten Gegentreffer (27.) und nachdem Thaler/Tkachenko und Lorenz Kuhn abermals vor Sauter nicht reüssierten, bahnte sich vor Halbzeit Vorentscheidendes an.

Nach zweitem Gegentreffer ging es schnell

Erst glückte Rheintal nach Scheibenverlust des EIE bei eigener Angriffslauslösung durch Dominic Pfeifer das 2:0. Dann wechselten beide Mannschaften gleichzeitig ihre Keeper aus. Bei Rheintal kam Ramon Metzler, beim EIE Joel Stücheli (29.52.). Für Stücheli war es insofern eine etwas unglückliche Einwechslung, denn Rheintal setzte nach Halbzeit zu einer konzentrierten Leistungssteigerung an und markierte eine knappe Minute nach dem realisierten 2:0 durch Romagna erst das 3:0 und zwei Minuten darauf das 4:0 durch Nicolas Paul, was Giorgio Giacomelli zum Anlass nahm, sein Time-Out zu nehmen (32:57). Und noch ehe das Mitteldrittel zu Ende war, nutzte Rheintal den Ausschluss von EIE-Verteidiger Yves Brasser um ganze zwei Sekunden vor Drittelsende(!) noch das 5:0 zu erzielen (Torschütze Eugster).

EIE brach nicht auseinander…

«Wir haben in diesem Spiel unsere Chancen gehabt», so Giacomelli. «Zwei Mal praktisch vor dem leeren Tor, dann durch Beeler aus dem Lauf in den linken hohen Torwinkel, wo der Keeper nur noch mit dem Stockende erfolgreich intervenieren konnte». Er sei aber trotz der Niederlage «sehr zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft», denn der EIE-Headcoach stellte hoch erfreut fest, dass «wir nach den schnellen Gegentoren ab Halbzeit nicht auseinanderbrachen, sondern noch ein sehr gutes Schlussdrittel hinlegten». Das Powerplay, das der EIE «noch nicht üben konnte und über das wir noch kein Wort verloren, funktioniert auch schon einigermassen», zeigte dem EIE-Headcoach aber, dass «wir Spieler im Team haben, die über spielerische Intelligenz verfügen und fähig sind, auf dem Eis etwas kreieren zu können».

…kassierte aber noch einen Shorthander zum 0:7

Bei eigenem Ausschluss von Marco Berweger enteilte dann Yannick Bodenmann und markierte auf Vorlage von Nicolas Paul hin per Shorthander gegen Stücheli noch das 0:7. Dem nie aufsteckenden Illnau-Effretikon glückte in der Schlussphase wenigsten noch der Ehrentreffer. Das Zuspiel von Förderreuther/Beeler vollstreckte Alexander Tkachenko am Schluss doch noch (57.). «Auf uns warten nun zwei harte Wochen», so Giorgio Giacomelli, der den kommenden Tagen mit etwelchen Sorgenfalten entgegenblickt. «Zum Glück haben wir heute keine weiteren verletzte Spieler zu beklagen. Montags trainiert der EIE in Weinfelden und bestreitet dann innerhalb von 24 Stunden gleich zwei weitere Testspiele. So mittwochs in Luzern gegen den Erstliga-Aufsteiger (20 Uhr) und donnerstags in der Bodensee-Arena gegen den kommenden Meisterschaftsgegner Kreuzlingen-Konstanz (ebenfalls 20 Uhr).

Eishockey: 2. Testspiel des EHC Illnau-Effretikon (EIE).- SC Rheintal (1. Liga) – Illnau-Effretikon (2.) 7:1 (1:0, 4:0, 2:1).- Eishalle «Aegeten» (Widnau).- 135 Zuschauer.- SR: André Meyer (Elio Bohner/Philipp Kaufman.- Tore: 11. Stoop (Bartholet) 1:0. 30. Pfeiffer (Lins) 2:0. 31. Romagna (Nicolas Paul/Vetter) 3:0. 33. Nicolas Paul (Alexander Paul/Pfeiffer) 4 :0. 40. Eugster (Pfeiffer/Bodenmann, Ausschluss Brasser) 5:0. 50. Holdener (Ströhle/Bodenmann) 6:0. 55. Bodenmann (eigener Ausschluss Berweger!) 7:0. 57. Tkachenko (Beeler/Förderreuther) 7:1 SC Rheintal: Sauter (29:52 Metzler) Thurnherr, Nicolas Paul; Berweger, Knöpfel, Weber, Binder; Eugster; Breitenmoser, Bartholet, Stoop; Holdener-Rohner, Bodenmann, Ströhle; Lins, Alexander Paul, Pfeiffer; Romagna, Kuster, Vetter. Illnau-Effretikon: Volkart (29:52 Stücheli); Bulach, Schwarz; Thaler, Brasser; Brunner, Gretler; Vögeli, Müller, Lionel Kuhn; Beeler, Förderreuther, Tkachenko; Heuberger, Begert, Lorenz Kuhn. Strafen: SC Rheintal 5-mal 2 Minuten; Illnau-Effretikon 6-mal 2 Minuten. Bemerkungen: Offizieller Saisonauftakt 2019/20 des SC Rheintal mit erstem Test-/Heimspiel.- Illnau-Effretikon ohne Wieser, Fabio Giacomelli, Luca Müller (alle verletzt), Fäh (Beruf), Andrea Giacomelli und Hofer (beide krank); Ersteinsatz in der Saison 2019/20 von Yves Brasser und Neuverpflichtung Jan Heuberger (Verteidiger agiert in dritter Linie als Stürmer).- Rheintal ohne Neuverpflichtung/Rückkehrer Lukas Sieber und Claudio Engler; Noel Vetter und Jan Andrea Eugster (beide Jahrgang 2002), sowie Andreas Weber (2001) mit Debüt im Heimteam des Erstligisten. Postenschuss Thaler (Vorlage Beeler).- 29:52 Torhüterwechsel bei beiden Mannschaften: Metzler übernimmt von Sauter (bei Rheintal); Joel Stücheli übernimmt von Dennis Volkart beim Stande von 0:2).- 32:57 Time-Out Illnau-Effretikon nach 0:4; 45:35 Time-Out Rheintal.

Nächste Testspiele des EHC Illnau-Effretikon (EIE): 3. Testspiel: SC Luzern (1. Liga) – Illnau-Effretikon (2.) – Mittwoch, 21. August 2019, Sportzentrum Luzern (Spielbeginn: 20 Uhr).- Kreuzlingen-Konstanz (2.) – Illnau-Effretikon (2.) – Donnerstag, 22. August 2019, Bodensee-Arena, Kreuzlingen (Spielbeginn: 20 Uhr).

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