Keine Valentins Liebesbezeugung – EIE verschläft Startminuten

Erstmals in der Geschichte der Zweitliga-Playoffs stehen sich die beiden Zürcher Oberländer-Vereine Dürnten Vikings und Illnau-Effretikon in einem Best-of-5 Ausstich direkt gegenüber. Der EIE vermochte in der ersten Runde seine diesjährige Auswärtsstärke (gewann von acht Punktekämpfen deren sieben und dann zwei Playoff-Partien gegen Dielsdorf-Niederhasli beide in Dielsdorf) sowie seinen 3:2 Vorrundensieg vom 13. Oktober in Bäretswil nun nicht zu bestätigen. Dürnten Vikings gewann 6:1 (3:1, 2:0, 1:0) dank optimalem Blitzstart. Nach nur 33 Sekunden lagen die Gäste bereits in Rückstand und Dieter Wieser musste nach 74 Sekunden, nachdem bereits das 0:2 gefallen war, sein frühes Time-Out nehmen. Den einzigen EIE-Treffer markierte Marco Vögeli, als die Platzherren mit Voneschen und Stoob zwei Spieler gleichzeitig auf der Strafbank hatten. Samstags geht es mit dem nächsten Zürcher Oberland-Derby weiter. Die Anspielzeit im Eselriet ist um 17.30 Uhr.

Bericht: Heinz Minder, Eissporthalle Bäretswil

Und wieder einmal in dieser Saison hatte Dieter Wieser recht. Der abtretende EIE-Headcoach, vierzig Minuten vor Spielbeginn, als beide Mannschaften mit dem Einlaufen und Aufwärmen beschäftigt sind. «Ich erwarte einen fulminanten Auftakt der Platzherren, die wohl wie die Feuerwehr kommen und alles versuchen werden, uns von Anfang an zu erdrücken. Wir müssen diese kritische Startphase so lange wie möglich schadlos überstehen können». Nach 74 Sekunden sah sich der EIE-Trainer dann zu einem sehr frühen Time-Out gezwungen. Kaum angespielt tauchten Mischa Rüegg, Deubelbeiss und Yves Rüegg erstmals gefährlich vor Dennis Volkart auf. Ganze 33 Sekunden waren gespielt, als der Puck bereits im EIE-Netz zappelte. Yves Rüegg hatte schon getroffen. In der Boxersprache. Ein rechter Hacken, der beim Gegner Wirkung zeigte. Illnau-Effretikon verfiel in Schockstarre, war kaum fähig die Beine richtig zu bewegen und ehe sich die Gäste versehen konnten, folgte der nächste Tiefschlag. 0:2 – mit einem Doppelschlag, diesmal durch Michel De Martin (Lüthi/Humbert) bestätigte der Heimklub Wiesers Befürchtungen nachhaltig.

Nach 33 Sekunden in Rückstand – nach 74 Sekunden ein Time-Out

74 Sekunden – und das EIE-Konzept war bereits wie ein Kartenhaus in sich zusammen gestützt. «Ja. Wir sind heute sehr schlecht gestartet», gestand Dieter Wieser. Sein seit 1. Dezember vergangenen Jahres verletzter Sohn Justin (kugelte sich im EIE-Heimspiel gegen Club da Hockey Engiadina die Schulter aus was führ ihn das vorzeitige Saisonende bedeutete), meinte zur Vorstellung seiner Kollegen: «Dem sagt man wohl, den Start verschlafen». Illnau-Effretikon habe sicher nicht zu viel Respekt oder gar Angst vor dem Gegner gehabt. «Nein, absolut nicht», so Dieter Wieser. «Wir haben uns aber so viel vorgenommen. Wir wussten alle, was auf uns zu kommt. Wir wussten, dass es emotional werden könnte, von den Leuten und den Spielern her». Das sei aber nicht nur die spezielle Playoff-Stimmung, sondern «es hat beim Gegner Spieler die ‘on Fire’ sind. Wir sind in der Startphase einfach klassisch drein gelaufen».

So passierte eben auf dem Eis unten genau das, was Dieter Wieser anfangs auf der Tribüne erwartete und zu vermeiden hoffte. «Es gelang uns nicht, die gegnerischen Spieler hart und fair anzugehen und mit aggressivem Körperspiel unter Druck zu setzten».

Wiesers Erwartungen bestätigt

Das eingespielte, mit vier Linien angetretene Dürnten, spielte im ersten Drittel seine ganze Klasse aus. Tempospiel, ausgeführt mit schnellen Läufen, exzellenten Spielverlagerungen, guten Kombinationen, Gradlinigkeit und kaum verspielte Aktionen und vor dem gegnerischen Tor resolutes und effizientes Vollstrecken. Dieter Wieser hatte im Vorfeld auch angekündet, «ich erwarte von dieser Best-of-5 Serie hochstehende Spiele, hohes Tempo, gute Spielzüge und hervorragende Torhüter». Sein Keeper, Dennis Volkart, der sechs Jahre älter ist als sein Gegenüber Fabian Ryffel und in der Saison 2006/07, als Ryffel noch im Nachwuchs von GC Küsnacht engagiert war, selbst der Dress der Dürnten Vikings trug und 15 Mal in der 2. Liga zum Einsatz gekommen war, konnte sich über Arbeit wahrlich nicht beklagen. Ryffel hatte anfangs kaum etwas zu tun. Um Volkart brannte es in den ersten zehn Minuten mehrfach lichterloh. Einzig gegen den anstürmenden Yves Förderreuther musste Ryffel mal aus dem Tor fahren.

EIE nutzt Doppelausschluss zum 1:2 Anschlusstreffer durch Marco Vögeli…

De Martin hatte noch in der Startphase und nach bezogenem EIE-Time-Out bereits das 3:0 auf der Schaufel und auch Deubelbeiss und Lüthi prüften kurz darauf den EIE-Keeper. Illnau-Effretikon überstand den ersten Ausschluss schadlos, dann mit Glück auch den Versuch von Yves Rüegg. Zu einer ersten echten Tormöglichkeit kam die Mannschaft von Dieter Wieser durch Lionel Kuhn, doch zeigte Ryffel absolut keine Schwäche. Der Heimklub handelte sich dann einen Doppelausschluss ein. Während 67 Sekunden sassen Voneschen und Stoob gemeinsam auf der Strafbank. Das 5:3 Powerplay nutzte Illnau-Effretikon durch Marco Vögeli zum 1:2 (13.).

…doch Dürnten reagiert fast postwendend…

Dieser für den EIE wichtige Anschlusstreffer schien die mentale Blockade bei den Gästen etwas zu lösen. Sie kamen nun optisch etwas besser zur Geltung und vermochten sich besser und schneller aus der Umklammerung zu lösen. Zwei Mal in Folge scheiterte Stoob an Volkart in jener Phase, als der EIE-Captain Thomas Korsch seinen Zweier abzusitzen hatte. Dürntens Stärke scheint momentan nicht das Überzahlspiel zu sein. Zwar zirkulierte die Scheibe relativ gut, aber auch gefahrlos im EIE-Drittel, wo die Gäste Mühe hatte, den Puck aus der Verteidigungszone spedieren zu können. Unmittelbar nachdem die Strafe von Korsch abgelaufen war, markierte Lukas Fankhauser (Senn) das 3:1. Wieder hatte Dürnten Vikings resolut verwertet – wieder lag der zweifache Zweitliga Meister Ostschweiz der Jahre 2014/15 und 2015/16 mit zwei Toren im Vorsprung – wieder musste Illnau-Effretikon einem Zwei Tore-Rückstand nachrennen.

…zum 1:3 was für Wieser der Knackpunkt war

«Das 1:3 war heute der Knackpunkt in diesem Spiel», bestätigte am Schluss Dieter Wieser. «Wir hofften, dass wir mit dem 1:2 in die erste Pause gehen könnten». Das 3:1 war aber keinesfalls gestohlen, denn Dürnten Vikings machte für diesen Vorsprung im Startdrittel auch viel mehr und wusste vor allem die Chancen weit besser und erfolgreicher zu nutzen als der EIE. Es schien, als ob das Selbstvertrauen der Gäste verbunden mit dem schnellen 0:2 Rückstand in den EIE-Keller gefallen war. Sekunden nach Wiederbeginn prüfte Marco Vögeli Ryffel mit einem Schuss, doch zeigte Dürntens Schlussmann zu keiner Phase eine Schwäche. Den nächsten Nadelstich setzte Noel Brunner auf Vorlage von Oliver Brunner und dies nur 80 Sekunden nach Wiederbeginn. Noel zog von der blauen Linie ab, hart vorbei am EIE-Stürmer Mirco Hofer. Bei diesem Distanzversuch war dem EIE-Keeper Volkart wohl die Sicht verdeckt. So konnte der EIE-Schlussmann, der seinen Vertrag beim EIE für die nächste Saison verlängerte, nicht mehr viel ausrichten. 1:4 – die Felle schwammen dem Gast davon. Dürnten wirkte zielstrebiger als Illnau-Effretikon an vor Ryffel zu kompliziert agierte. Kompromisslos agierte Dürntens Hintermannschaft. Das merkte Lionel Kuhn, als er ohne Rücksicht auf Verlust durch Fankhauser von der Scheibe getrennt wurde. Im anschliessenden Powerplay kam der EIE aber zu keiner klaren Torchance. Dafür viel wenig später auf der Gegenseite das 5:1. Yves Rüegg demonstrierte, wie man Tore schiesst. Der Dürntner zog über die rechte Seite durch und liess Volkart nicht den Hauch einer Abwehrmöglichkeit (25.). Noch vor Halbzeit lag der EIE damit bereits schier hoffnungslos 1:5 in Rücklage.

Dürnten mit effizienterer Chancenauswertung

«Wir haben im Mitteldrittel nicht schlecht gespielt», fand Dieter Wieser. «Zehn Minuten waren respektabel, doch Dürnten machte im Gegensatz zu uns aus ihren Möglichkeiten einfach die entscheidenden Tore». Die Chancenauswertung war für den EIE-Trainer letztlich für den Unterschied verantwortlich. «Die Rüeggs oder beispielsweise De Martin machen die Treffer einfach». Wieser stellte dann intern leicht um. Gabriel Gretler wechselte von der Abwehr in die Offensive zeigte aber auch Ladehemmung vor Ryffel obwohl er mehrfach in exzellente Abschlussposition kam.

Joel Stücheli anstelle von Dennis Volkart für Schlussdrittel

Illnau-Effretikon nahm in der zweiten Drittels Pause einen Torhüterwechsel vor. Dennis Volkart übergab an Joel Stücheli. Der EIE war nun nochmals alles in die Offensive und Dürnten Vikings schaltete ob der klaren Führung den einen oder anderen Gang zurück. «Das ist doch nicht unser Problem», so Wieser dazu, dass Dürnten im letzten Abschnitt nicht mehr so hoch konzentriert schien wie am Anfang. «Wir wollten das Schlussdrittel unbedingt noch für uns gewinnen». Dagegen hatte Voneschen etwas, als er die Vorlage von Fankhauser/Senn zum 6:1 einschiessen konnte. Bei wesentlich mehr Konzentration wäre Dürnten ein noch höherer Sieg gelungen. Förderreuther scheiterte an Ryffel (50.), wie auch Vögeli. Dieter Wieser brachte am Schluss auch noch Yves Brasser, welcher sich im letzten Match in Dielsdorf eine Mund Verletzung einhandelte, welche mit vier Stichen genäht werden musste.

Lieber 1:6 als nur 0:1 verlieren

«Es ist eigentlich fast nichts passiert», fand Dieter Wieser. Dürnten ist einen kleinen Schritt nach vorne gekommen und wir brauchen noch immer drei Siege, wenn wir weiterkommen wollen». Es gelte nun wieder den Kopf nach vorne zu richten. «Wir müssen nun versuchen, samstags unser Heimrecht zu nutzen», do der EIE-Headcoach weiter. «Mir ist ein 1:6 lieber als nur eine 0:1 Niederlage, denn eine solche würde dann weit mehr weh tun». Wieser gestand aber, dass «Dürnten heute besser war als wir». Für ihn sei «das heute ein richtiger Einstieg in das Playoff-Viertelfinal gewesen. Wir wussten alle, was auf uns zu kommt. Wir wussten, dass Dürnten eine harte Knacknuss werden wird und eine gute und starke Mannschaft ist, die man nicht einfach nur so rauswerfen kann». Und für den Samstag im Eselriet meinte Wieser: «Wir müssen ein Paar Sachen korrigieren und dann sehen wir weiter».

 

Eishockey: Meisterschaft 2. Liga: 1. Runde/Playoff-Viertelfinal, Donnerstag, 14. Februar 2019: Dürnten – Illnau-Effretikon 6:1 (3:1, 2:0, 1:0).- Eissporthalle Bäretswil.- 372 Zuschauer.- SR: Armando Lamers/Joshua Blasberg.- Tore: 0:33 Yves Rüegg (Deubelbeiss) 1:0. 2. De Martin (Lüthi/Humbert) 2:0. 13. Vögeli (Fäh/Korsch, Doppelausschluss Voneschen/Stoob) 2:1. 17. Fankhauser (Senn) 3:1). 22. Noel Brunner (Oliver Brunner) 4:1. 26. Yves Rüegg (Oliver Brunner) 5:1. 50. Voneschen (Fankhauser/Senn) 6:1. Dürnten Vikings: Ryffel (Büsser); De Martin, Stoob; Lüthi, Yves Rüegg, Oliver Brunner, Kunz; Fankhauser, Tschanz, Humbert; Tobler, Deubelbeiss, Allabauer; Voneschen, Noel Brunner, Mischa Rüegg; Andy Rüegg, Duss, Senn.- Illnau-Effretikon: Volkart (40. Stücheli); Thaler, Bulach; Gabriel Gretler, Brockhage; Andrea Giacomelli, Nicola Gretler; Wimber; Vögeli, Korsch, Fäh; Mirco Hofer, Förderreuther, Müller; Lionel Kuhn, Peter Hofer, Lorenz Kuhn; Schwarz, Brasser.- Strafen: Dürnten Vikings 7x2 Minuten, plus 1x10 Minuten Mischa Rüegg (Unsportliches Verhalten), Illnau-Effretikon 6x2 Minuten, plus 1x10 Minuten Fäh (Check gegen den Kopf). -Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Fabio Giacomelli, Justin Wieser (verletzt/Schulter, definitiv vorzeitiges Saisonende), Claudio Beltrame (Rekrutenschule).- 22. Geburtstag von EIE-Verteidiger Lukas Wimber.- 1:14 Time-Out Illnau-Effretikon (nach 0:2 Rückstand); 40:00 Torhüterwechsel EIE: Joel Stücheli anstelle von Dennis Volkart.- Nächstes Spiel des EHC Illnau-Effretikon: Eishockey: Meisterschaft 2. Liga: 2. Runde/Playoff-Viertelfinal, Samstag, 16. Februar:  Illnau-Effretikon – Dürnten Vikings, Eishalle Eselriet (Effretikon), Spielbeginn: 17:30 Uhr.

 

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