Historisch – und gewohnt nichts für schwache Nerven

Irgendwann geht jede Serie zu Ende. Ein altes aber immer noch gültiges Sprichwort. Und der 13. Oktober bescherte dem EHC Illnau-Effretikon (EIE) historisches. Im siebten Anlauf vermochte der EIE ein Oberlandderby gegen Dürnten wieder einmal für sich zu entscheiden. Mit 3:2 (0:0, 1:0, 2:2) setzte sich die Mannschaft von Dieter Wieser/Giorgio Giacomelli vor enttäuschender Kulisse von nur 92 Zuschauern in Bäretswil durch. Florian Schwarz brachte den EIE im doppelten Powerplay (Ausschlüsse Moreno Voneschen und De Martin) in Führung. Doppeltorschütze wurde für die Gäste Marco Vögeli – zwischenzeitlich gelang Dürnten innerhalb von 37 Sekunden durch Lüthi und De Martin der 2:2 Ausgleich. Das Derby verlief hektisch und dramatisch bis zum letzten Sirenen-Ton. Als Dürnten bereits ohne Torhüter Fabian Ryffel spielte, traf Justin Wieser das leere Tor nicht, dafür 13 Sekunden vor Schluss die rechte, tiefe Torumrandung. Überragend spielte EIE-Keeper Dennis Volkart und leistete den Hauptanteil zum ersten EIE-Derby-Sieg nach vier Jahren.

Bericht: Heinz Minder, Bäretswil

Dieter Wieser konnte und wollte den Derbysieg erst gar nicht geniessen. Der EIE-Headcoach ereiferte sich (wohl berechtigt). «Wieso bietet man für ein solches Derbys die schlechtesten Schiedsrichter auf?» fragte sich Wieser. «Zu meiner Aussage stehe ich voll und ganz» und ging dann ins Detail über die Gründe, welche ihn am Schluss trotz des 3:2 Sieges so beschäftigten. «Die Schiedsrichter waren zu langsam, hatten keine Übersicht, sahen viele Offsidestellungen nicht, waren bei der Strafen-Verteilung überfordert». Der EIE-Trainer regte sich darüber auf, dass «Dürnten beispielsweise Helme aufs Eis werfen konnte, ohne eine Disziplinarstrafe zu kassieren, nach Abpfiff noch die Scheibe aus dem Drittel spielte, auch hier ohne Konsequenzen». Dazu hinterfragte Dieter Wieser die Leistung der Unparteiischen, «weil wir reklamierten, das Dürntens Keeper Fabian Ryffel mehrfach die Scheibe zu lange blockiere, wir hingegen beim allerersten und einzigen derartigen Verstoss von Dennis Volkart gleich mit einem Zweiter gebüsst wurden». Apropos Strafen. Auch hier sah sich Wieser benachteiligt- «Allein im ersten Drittel kassierten wir vier Zweier – davon zwei mehr als Gesuchte und im Schlussdrittel kamen die beiden Unparteiischen mir vor, als ob sie uns einfach in die Niederlage treiben wollten».

Strafen-Ärger und Frust bei Dieter Wieser

Vorab: Bei 1:0 Führung für Illnau-Effretikon zu Beginn des dritten Drittel, musste EIE-Verteidiger Lukas Wimber noch eine Strafe (63 Sekunden) lang absitzen und wurde, kaum wieder auf dem Eis zurück, postwendend gleich wieder in die Kühlboxe geschickt. Kaum war dann Wimbers zweite Strafe schadlos verstrichen, kassierte EIE-Keeper Dennis Volkart erwähnte Strafe wegen «Spielverzögerung», während man auf Seiten der Platzherren solche Verzögerungen «generös» übersah.

Dürnten mit schlechter Chancenauswertung – EIE mit bärenstarkem Volkart…

Das erste Oberlandderby in dieser Saison kam für beide Mannschaften relativ früh, bereits am vierten Spieltag. Vor ungewohnt wenigen Zuschauern wickelte sich der Rivalenfight in gewohnt spannender und dramatischer Atmosphäre ab. Lange lieferten sich die beiden Kontrahenten einen verbissenen Ausstich. Am Ende mussten sich die Einheimischen über die 2:3 Niederlage selbst an der Nase nehmen. Dürnten Vikings hatte ein klares Chancenplus, exzellente Möglichkeiten gar dutzendweise im ersten Abschnitt, um das Spiel vorentscheiden zu können. Die Chancenauswertung aber war mangelhaft, kam hinzu, dass EIE-Keeper Dennis Volkart wieder über weite Strecken brillierte und seine Farben bis zum Schluss im Spiel hielt. Der EIE-Sieg geht denn hauptsächlich auf das Konto von Volkart, der nur in der 52. Minute zweimal auf dumme höchst unglückliche Art und Weise erwischt wurde. Erst durch Pascal Lüthi zum 1:2 Anschlusstreffer. Dann Sekunden später, als Michael De Martin eine seiner vielen Abschlussmöglichkeiten neben das Tor hämmerte. Doch diesmal prallte der Puck von der Scheibe/Bande hinter Volkarts Tor zurück ins Spielfeld und fiel in den EIE-Kasten.

…EIE reiste mit Erfolgsdruck nach Bäretswil

Illnau-Effretikon reiste nach zwei Niederlagen in drei Spielen mit deutlichem Erfolgsdruck nach Bäretswil. In dieser Gruppe, wo alle möglich ist, musste der EIE aber dafür sorgen, moralisch nicht weiter ins Elend zu fallen. Folglich brauchten die Gäste ein resultatmässig positives Erfolgserlebnis – sprich: wenn möglich ein Derbysieg. Letzterer datierte vom 8. November 2014. Seither rennt der EIE gegen Dürnten dem Erfolg hinten nach.

…Dürnten versiebt im Sekundentakt…

Wie erwähnt verpasste Dürnten im Startdrittel eine Vorentscheidung. Einerseits, weil die Spieler von Gunnar Hosner ihre Möglichkeiten fast im Minuten-Takt versiebten, andererseits weil Dennis Volkart sich in Prachts-Form präsentierte, omnipräsent war, mit Händen und Füssen wehrte, wo hin die Scheibe des Gegners aus platziert wurde. Wie zuletzt gegen St. Moritz endete das Startdrittel für Illnau-Effretikon ohne Treffer. Die Gäste kamen im Startdrittel nur vereinzelt zu Kontermöglichkeiten. Fabian Ryffel erlebte einen eher ruhigen ersten Durchgang, derweil man sich in der ersten Drittels-Pause absolut nicht fragen musste, woher denn die Schweissperlen auf Volkarts Stirne stammen können.

…und EIE erste zwölf Minuten in Unterzahl

Illnau-Effretikon musste in den ersten zwölf Minuten vier Powerplayspiele des Gegners überstehen. Dieter Wieser: «Heute haben wir hervorragend für den Sieg gekämpft», lobte Wieser und bestätigte, dass «wir in dieser Woche das Boxplay besonders intensiv trainierten, denn wir kannten die Powerplay-Gefährlichkeit des Gegners». Vier Mal in Unterzahl – Illnau-Effretikon liess nichts anbrennen. Dafür kassierte Dürnten dann im Mitteldrittel, nachdem Gabriel Gretler ebenfalls auf die Bank musste, jenen Doppelausschluss von Moreno Voneschen und Michel De Martin. In diesen 81 Sekunden funktionierte das EIE-Powerplay dann vorzüglich. «Eine 5:3 Powerplaymöglichkeit üben wir seit Saisonbeginn», bestätigte Wieser. Auf Vorlage von Justin Wieser markierte dann Florian Schwarz das 1:0. Schwarz und Loris Voneschen lieferten sich dann dann Handgemenge, nachdem Voneschen vor Volkart noch auf die Scheibe stochern wollte. Beide Spieler mussten mit einer Spieldauer-Disziplinarstrafe (plus fünf Minuten für übertriebene Härte) kurz nach Halbzeit vorzeitig unter die Dusche. Allerdings erst nach langem Palaver mit den endlos diskutierenden Schiedsrichtern.

Gäste finden ab Mitteldrittel immer stärker und besser ins Derby

Ab Mitteldrittel kam Illnau-Effretikon optisch stärker auf, derweil Dürnten noch immer im Abschluss teils eklatante Schwächen offenbarte. Volkart aber blieb vielbeschäftigt, doch auf der anderen Seite musste nun auch Ryffel vermehrt eingreifen. Da Spiel entwickelte sich ganz den Auseinandersetzungen der vergangenen Jahre und blieb auf Messers Schneide. Dieter Wieser und Giorgio Giacomelli mussten für dieses Derby ihre Linien etwas modifizieren. Mirco Hofer konnte wegen Militärdienst nicht eingesetzt werden (Brasser und Lorenz Kuhn stecken ebenfalls noch im grünen Gewand). Dafür wurde Claudio Beltrame in die erste Linie an die Seite von Captain Thomas Korsch und Carlo Fäh gesetzt. Weil Peter Hofer verletzt war, rückte mit Gabriel Gretler (fehlte zuletzt ebenfalls verletzt) ein eigentlicher Verteidiger auf die Centerposition der dritten Linie, wo Tizian «Tiz» Müller auf den rechten Flügel wechselte. Kurz vor Ende des zweiten Abschnittes kam Illnau-Effretikon durch Yves Förderreuther und Marco Thaler zu einer Chance, auf 2:0 erhöhen zu können.

Knappe EIE-Führung verspricht Dramatik für Schlussdrittel

Man ahnte natürlich, dass das 1:0 noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein würde – noch standen zwanzig ereignisreiche und dramatische Schlussminuten auf dem Programm. Der letzte Abschnitt brachte Illnau-Effretikon (wie erwähnt) personell wieder in Unterzahl. Nachdem der EIE zwei solcher bangen Momente schadlos überstanden hatte, war dann Dürnten auch wieder mal an der Reihe. Ausschluss Michel Kunz (Stockschlag). Wieder lief die Scheibe im EIE-Powerplay hervorragend. Von Thaler auf Förderreuther, welcher mit viel Übersicht links aussen Marco Vögeli sah. «Heute bin ich bereit», hatte der EIE-Stürmer vor dem Aufwärmen vor der Eishalle gegen 16 Uhr noch verkündet. Wahrlich. Vögeli reüssierte zum 2:0, knappe zehn Minuten vor Schluss.

Dürnten gleich innerhalb von 37 Sekunden vom 0:2 zum 2:2 aus

Dann kam Dürntens Befreiungsschlag, wenn auch völlig glücklich der zweite Treffer innerhalb von 37 Sekunden als Bandenrückpraller zum 2:2 Ausgleich. Knappe acht Minuten vor Schluss konnte alles wieder von Vorne anfangen. Der EIE forderte nun den Gegner, zeigte ein aggressives Forechecking und störte weit früher und intensiver als die ersten fünfzig Minuten. Mit diesem hartnäcking agierenden EIE hatte Dürnten zusehends Mühe und hämmerte noch immer Chance um Chance an Volkart vorbei. Auf Vorlage von Justin Wieser traf Marco Vögeli dann mit seinem zweiten Treffer in Folge zum 3:2. Vorteil EIE – 6:47 vor Schluss und nun brannte der Baum bei Dürnten.

Marco Vögeli trifft nach Florian Schwarz gleich zwei Mal in Folge

Es folgte ein fast kopfloses Anrennen. Dieter Wieser hatte beim 2:2 sein Time-Out genommen und wollte die restliche Spielzeit nur noch schadlos überstehen. Wieser, Vögeli und Förderreuther verpassten das 4:2, dann hatte Vögeli Riesenglück, dass sein «Stockschlag» gegen den Gegner nicht geahndet wurde. Nun rannte Dürnten die Zeit davon. 75 Sekunden vor Schluss eilte Ryffel erstmals zur Bank, ein weiterer Feldspieler kam. 54 Sekunden vor Spielende nahm Hosner sein Time-Out – Ryffel kam kurz zurück aufs Feld, um dann gleich wieder raus zu stürmen. Als das Dürntens-Tor bereits verlassen war, setzte Justin Wieser die Scheibe an die rechte untere Torumrandung, statt in die Maschen (59:47). Es reichte am Ende doch noch. Historisch – Illnau-Effretikon schlug Dürnten mit 3:2 (0:0, 1:0, 2:2).

…Dürnten brauchte (zu) viel Engerie

«Dürnten brauchte heute viel Energie» fand Dieter Wieser, «um ihr gewohntes Spiel aufziehen zu können». Und der EIE-Trainer meinte, dass «wir vielleicht im Sommer etwas mehr und intensiver gearbeitet haben. Vielleicht ist Dürnten wegen der schlechteren Vorsaison (Eishalle) noch etwas in Trainingsverzug». Und Wieser regte sich dann nochmals auf. «Dürnten tut mir am Ende etwas leid. Zwei schlechte Schiedsrichter haben ein so schönes Derby am Schluss mit ihrer schlechten Leistung kaputt gemacht und uns nicht richtig Hockeyspielen lassen. Schade». Dieser blickte nun bereits mit grosser Zuversicht dem nächsten Fight entgegen. Dann muss Illnau-Effretikon in der Bodensee-Arena gegen Kreuzlingen-Konstanz antreten.

Dürnten Vikings – Illnau-Effretikon 2:3 (0:0, 0:1, 2:2).- Eishalle Bäretswil.- 92 Zuschauer.- SR: Michael Schoch/Richard Lebeda.- Tore: 27. Schwarz (Wieser, Doppelausschluss Moreno Voneschen und De Martin) 0:1. 51. Vögeli (Förderreuther/Thaler, Ausschluss Kunz) 0:2. 51:15 Lüthi 1:2. 51:52 De Martin 2:2. 54. Vögeli (Wieser) 2:3.- Dürnten Vikings: Ryffel (Büsser); Ardizzone, Moreno Voneschen; Tobler, Oliver Brunner; Lüthi, Noel Brunner; Stoob, Loris Voneschen, Duss; Fankhauser, Kunz, Deubelbeiss; Andy Rüegg, De Martin, Yves Rüegg.- Illnau-Effretikon: Volkart (Haas); Nicola Gretler, Brockhage, Schwarz, Thaler; Andrea Giacomelli, Bulach; Wimber; Beltrame, Korsch, Fäh; Vögeli, Förderreuther, Wieser; Lionel Kuhn, Gabriel Gretler, Müller.- Strafen: Dürnten Vikings 7x2 Minuten, plus 1x5 plus Spieldauerdisziplinar Loris Voneschen, plus 1x10 Minuten Fankhauser (Bandencheck); Illnau-Effretikon 10x2 Minuten, plus 1x5 plus Spieldauerdisziplinar Schwarz.- 51:52 Time-Out Illnau-Effretikon; 58:45 Dürnten ohne Torhüter Ryffel (sechster Feldspieler); 59:07 Time-Out Dürnten, ab diesem Zeitpunkt bis 59:15 wieder mit Ryffel, dann wieder ohne für Rest des Spieles; 59:47 Wieser trifft bei leeren Tor nur den rechten unteren Torpfosten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Mirco Hofer, Brasser und Lorenz Kuhn (alle Militär), Fabio Giacomelli, Peter Hofer und Stücheli (alle verletzt).- Gabriel Gretler, zuletzt verletzt gewesen, übernimmt Centerposition in dritter Linie anstelle des verletzten Peter Hofer, Tizian «Tiz» Müller als Flügelstürmer in dritter Linie; Claudio Beltrame als Flügelstürmer in erster Linie anstelle von Mirco Hofer (Militär).

 

 

 

 

 

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