Coach Wieser wünschte sich mehr Engagement

Drei Spiele – drei Punkte – zweite Heimniederlage in Folge. Nach Schaffhausen (4:5) unterlag der EHC Illnau-Effretikon (EIE) St. Moritz mit 1:3 (0:0, 0:2, 1:1). Die Zürcher Oberländer stagnieren eine Woche vor dem ersten Oberlandderby in Bäretswil gegen Dürnten Vikings am unteren Tabellenende. Eine ungewohnte Situation, wie auch EIE-Headcoach Dieter Wieser nach der zweiten Heimpleite konsterniert bestätigen musste.

Bericht: Heinz Minder, Effretikon

Illnau-Effretikon strapazierte das Wettkampfglück bereits am vergangenen Samstag. In Scoul machte der EIE in den letzten vier Minuten aus einem 2:4 Rückstand noch einen 6:4 Auswärtssieg. Dieses Hockeymärchen im zweiten Heimspiel gegen St. Moritz abermals aufs äusserte zu fordern, glückte dem EIE samstags im heimischen Eselriet nicht mehr. Glücksgöttin Fortuna spielte diesmal nicht mit und bescherte dem Heimklub eine neuerliche Niederlage in Effretikon.

Wieder lange keine (EIE)-Tore

Torlos verlief das Startdrittel – dann legten die Bündner im Mitteldrittel zwei (vor)-entscheidende Treffer durch Curdin Del Negro kurz vor Halbzeit (29.). Und der St. Moritzer-Saurier Gian Marco Crameri reüssierte im Powerplay bei Ausschluss von Jonas Bulach zum 2:0 (35.). Wohl kein anderer Hockeyspieler kann in der laufenden 2. Liga-Meisterschaft auf mehr Erfahrung zurückblicken als Gian-Marco Crameri. 767 Partien in der höchsten Spielklasse bestritt die aktuelle Nummer 7 des EHC St. Moritz und traf dabei insgesamt 149 Mal ins Schwarze. Crameri, der 2015/16 temporär sechs Spiele mit Weinfelden in der Erstliga bestritt, dann eine Saison (2016/17) pausiere und seither ein Comeback bei St. Moritz gab, spielt nun also wieder im Engadin. Mit seinen 45 Jahren und ellenlangem Palmarès ist er das grosse Vorbild für seine Kollegen. Verständlich. Nebst besagten (767) NLA-Partien lief er auch 44 Mal in der NLB ein, trug 50 Mal das Dress der National-Mannschaft und erzielte als Verteidiger zwölf Tore. Mit Davos, Lugano und dem ZSC wurde Crameri Schweizer Meister und gewann mit Davos den Spengler-Cup (2006/07).

..bis die Gäste 2:0 führten

All diese Routine warf Crameri in der 35. Spielminute in die Waagschale, als er bei Ausschluss von Yves Förderreuther den allein durchbrechenden Carlo Fäh nur noch mit einem Foulspiel stoppen wollte. Verdikt: Strafstoss – Fäh verwandelte per Penalty und Shorthander knappe zehn Minuten vor Spielschluss zum 1:2 Anschlusstreffer. Ein Treffer der den Heimklub zwar wieder zu beleben schien – ein Anschlusstor das diesmal aber nicht die Initialzündung zur neuerlichen heilvollen Wende war. 29 Sekunden vor Spielende, als Illnau-Effretikon noch damit liebäugelte, Keeper Dennis Volkart (bei Ausschluss von Fabian Brockhage) vorzeitig vom Feld zu nehmen, enteilte Marco Tosio und schoss zum alles entscheidenden 3:1 Endstand ein. 

EIE wieder 0:2 in Rückstand – doch das Hockeywunder bleibt diesmal aus

Für Illnau-Effretikon war es ein enttäuschendes Heimspiel. Die Bestätigung des 6:4 Auswärtssieges vor Wochenfrist gegen Club da Hockey Engiadina gelang dem EIE nicht. Vielmehr bestätigte sich das was Dieter Wieser im Unterengadin bereits andeutete. «Die Automatismen greifen bei uns noch nicht wunschgemäss», erklärte der EIE-Headcoach damals und, dass «einige meiner ‘Herren’ momentan ausser Form sind». Die Hoffnung, dass das kleine Hockeywunder vom Unterengadin mit vier Toren in den letzten vier Minuten «den Knopf bei meinen Spielern zu lösen vermochte», bestätigte sich nicht. Vielmehr mühte sich Illnau-Effretikon zwei Drittel lang und liess seine läuferische Eleganz und sein temporeiches Kombinationsspiel wie oftmals gesehen in den sechs Testspielen vor der Meisterschaft schmerzlich vermissen.

Meisterschaft wird kein Selbstläufer

Nun. Vorbereitungspartien und Punktekämpfe sind eben zwei grundverschiedene Paar Schuhe. Nun ist die Meisterschaft angelaufen und Illnau-Effretikon steckt in einer sehr schwierigen Situation. Manche glaubten, die 18 Punktespiele könnten für den EIE zum Selbstläufer werden. Nun hinkt der Klub aus dem Zürcher Oberland der Konkurrenz hinten nach. Dieter Wieser war mit dem Auftritt seiner Spieler in den ersten zwei Drittel absolut nicht zufrieden. «Die Art und Weise, wie wir auftreten ist nicht gut» und das sei momentan «das grosse Problem». Der EIE-Headcoach unmissverständlich fordernd: «und das müssen wir abstellen».

Beim EIE passt wenig bis nichts zusammen

Für einmal passte beim EIE zwei Drittel lang wenig bis nichts zusammen. Gut. Wenn es nicht läuft, dann fehlt mit unter auch das Wettkampfglück, doch wie erwähnt, hat Illnau-Effretikon dieses vor Wochenfrist bereits überstrapaziert. Und die Zürcher reagierten gegen St. Moritz ungewohnt nervös. Der Erfolgsdruck scheint noch immer die grosse Blockade im EIE-Lager zu sein. Mit den erfahrenen Verstärkungen hat man sich im Eselriet grosse Hoffnungen auf eine starke Saison gemacht.

Kurzes Aufbäumen nach Fähs 1:2 Shorthander

Ohne Fleiss kein Preis. Wieser zur aktuellen Situation nach der zweiten Heimpleite, die man trotz einer Leistungssteigerung im Schlussdrittel und dem von Carlo Fäh verwandelten Shorthander/Penalty zum 1:2 Anschluss nicht mehr abwenden konnte: «Wir sind in einer Situation, die wir so nicht kennen und bislang auch nie waren. Wir sind uns das nicht gewohnt». Wieser forderte, dass «wir nun nur als Mannschaft zusammen aus dieser Sache kommen». Er und sein Assistent Giorgio Giacomelli «können im Moment wenig bewirken». Dieter Wieser, wieder fordernd: «Das muss unser Team selbst lösen. Und zwar zusammen und jetzt muss unsere Mannschaft den Beweis erbringen, ob wir wirklich ein gutes Team sind und ob wir zusammen als Team mit solchen ungewohnten Niederlagen umgehen können». Der EIE-Trainer weiter: «Wenn wir kein Team sind, brechen wir an der momentanen Situation und dann stehen wir in dieser Gruppe vor einer sehr schwierigen Saison».

Formtief der Leistungsträger hält an

Es war bezeichnend, dass beiden Mannschaften lange kein Tor glückte. Selten so wenig klare Torchancen erspielte sich der EIE wie in diesem Match gegen St. Moritz. Und ungewohnt viele Strafen kassierte Illnau-Effretikon. Mit auch ein Zeichen dafür, dass es der Mannschaft nicht gewohnt rollt und einige der Leistungsträger in einem kleinen Formtief stecken. Alleine im Mitteldrittel handelten sich die Einheimischen sechs Zweier ein und verbauten sich damit die eigene Chance, ein, oder zwei Tore vorlegen zu können und, nachdem sie dann selbst wieder mit zwei Treffern (vor- und nach Halbzeit) in Rückstand lagen, leiste man sich mit diesen Zweiern selbst einen Bärendienst in Unterzahl den Anschluss erzwingen zu können.

Countdown tickte unerbittlich gegen den EIE

Dennis Volkart verhinderte einen höheren Rückstand, so knappe zehn Minuten vor Schluss, als Captain Sandro Lenz nicht abschliessen konnte. Das Schlussdrittel – beim 0:2 Spielstand – musste Illnau-Effretikon mit einem Mann (Wimber auf der Bank) weniger für 107 Sekunden in Angriff nehmen. Ab diesem Zeitpunkt rannte dem EIE die Zeit davon. Der Countdown tickte unerbittlich. Man schien in der Halle jede verstreichende Sekunde zu hören, auch wenn der heimische Anhang mit lautstarker Unterstützung die eigenen Spieler nochmals wecken wollte.

Wieser vermisste Engagement

In vielen Szenen hatte Illnau-Effretikon auch Pech. Immer wieder blieb die Scheibe in den gegnerischen Füssen hängen, prallte noch entscheidend ab und wollte einfach nicht ins Tor. Die Kombinationen griffen nicht wunschgemäss. Die eigene Verunsicherung prägte sich auch im unpräzisen Zusammenspiel. Und dann vergab Marco Vögeli 6:56 vor Spielschluss die grosse Möglichkeit. Der schnelle Flügelstürmer hämmerte den Puck über das Torgestänge, kurz bevor Dieter Wieser dann sein Time-Out nahm (55:24). Zu diesem Zeitpunkt stand das Spiel dank des von Carlo Fäh verwandelten Penalty 1:2. «Eigentlich schade, dass wir erst in den letzten 15 Minuten merkten, dass wir kämpfen sollten», so das Fazit von Dieter Wieser. «Ohne das geht es einfach nicht. Da können wir noch so viel Qualität in unserem Team haben». Der EIE-Trainer weiter: «Wenn wir aber nicht kämpfen und nur Schönwetter-Spielen bringt das nichts». Wieser zeigte sich enttäuscht. «Wir müssen wirklich erkennen, dass wir ein bisschen mehr Engagement und Biss zeigen müssen». Wieser abschliessend: «In den letzten 15 Minuten waren wir plötzlich wieder im Game und da ging wieder etwas». Dass sich auch St. Moritz teils sehr dumme Bankstrafen (wegen Spielverzögerung und unkorrektem Spielerwechsel) einhandelte, davon konnte Illnau-Effretikon in diesem Match auch nicht profitieren. «Wir wollten heute zu Null spielen und hinten dicht machen», verriet Wieser am Ende. Aus diesem Grund konnte sich seine etwas defensiv eingestellte Truppe samstags im Offensivbereich auch nicht entsprechend entfalten. Dass der EIE nun von drei Spielen deren zwei verloren hat und dies vor dem Derby gegen Dürnten beunruhigt Wieser aber nicht sonderlich. «Dürnten wird wie jedes Jahr für unsere Spieler eine ganz spezielle Herausforderung». 

Illnau-Effretikon – St. Moritz 1:3 (0:0, 0:2, 1:1).- Eishalle Eselriet (Effretikon).-130 Zuschauer.- SR: Jean-Louis Chevalley/Urs Stobbies.- Tore: 28. Del Negro (Tempini) 0 :1. 35. Crameri (Tichy, Ausschluss Bulach) 0 :2. 51. Fäh (Penalty, verschuldet von Crameri) 1 :2. 59 :31 Tosio (Kloos/Cavelti) 1:3.- Illnau-Effretikon: Volkart (Stücheli); Brockhage, Schwarz; Bulach, Thaler; Wimber, Nicola Gretler; Andrea Giacomelli; Vögeli, Korsch, Fäh; Mirco Hofer, Förderreuther, Wieser; Lionel Kuhn, Müller, Beltrame; Peter Hofer.- St. Moritz: Lony (Del Simone); Crameri, Camichel; Tempini, Deininger; Cavelti ; Tichy, Niggli, Lenz ; Kloos, Cantiani, Tosio ; Camichel, Del Negro, Tenca ; De Albertini.- Strafen: Illnau-Effretikon 11x2 Minuten; St. Moritz 8x2 Minuten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Brasser und Lorenz Kuhn (beide Militär), Fabio Giacomelli (Junionren), Gabriel Gretler (verletzt), Prinz (noch keine Spielberechtigung).- 55:24 Time-Out Illnau-Effretikon.

 

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