Bis zum bitteren Ende

Der EHC Illnau-Effretikon (EIE) und der Schlittschuh-Club Küsnacht (SCK) wollen die Best-of-five Serie des laufenden Viertelfinales bis zum bitteren Ende auskosten. Getreu dem Gesetz der Serie, dass jeder Verein bislang seine zwei Heimspiele verlor, glich Illnau-Effretikon samstags in der KEK in Küsnacht mit einem 6:4 (1:2, 1:1, 4:1) Auswärtssieg zum 2:2 aus. Somit steigt am kommenden Dienstag im Effretiker Eselriet (Spielbeginn um 20:15 Uhr) der absolute Showdown der beiden Zürcher Zweitligisten. Bis zum bitteren Ende – diesmal bedeutet die Niederlage für die geschlagene Mannschaft dann das Saisonende, während der Sieger bereits donnerstags nach Widnau zum haushohen Favorit SC Rheintal reisen muss.

Bericht: Heinz Minder, KEK Küsnacht


Im vierten Match innerhalb einer Woche blieben sich die beiden Mannschaften ihrer Linie treu. Küsnacht gewann zwei Mal, jeweils in Effretikon. Jetzt schlug der EHC Illnau-Effretikon mit dem Hals in der Schlinge zurück. Totgesagte leben länger. Auch der EIE bezwang Küsnacht zwei Mal – ebenfalls auswärts auf fremden Terrain. So gesehen, müsste die Mannschaft von Dieter Wieser nun eigentlich das fünfte und alles entscheidende Spiel wieder auswärts austraten. «Wir haben dem grossen Erfolgsdruck standgehalten. Ich bin stolz auf meine Truppe. Dienstags ist nun alles möglich».


Wieser gibt sich selbstsicher

Dabei zeigte sich der EIE-Headcoach bereits vor Spielbeginn äusserst selbstsicher, während die angereisten Zuschauer vor Nervosität fast die Wände hoch gingen. «Ich habe eigentlich kein Szenario im Kopf, dass wir heute verlieren könnten und die Saison für uns heute Samstag hier und jetzt in Küsnacht bereits zu Ende geht».

Auf- und Ab

Und die vierte Begegnung dieser beiden Mannschaften lief erneut und erwartungsgemäss ausgeglichen und wechselhaft ab. Im Kurzzeitraffer: 1:0 Führung für den EIE. 1:1 und 2:1 für Küsnacht vor Ablauf Startdrittel. 2:2 Ausgleich. Abermalige 3:2 Führung für Küsnacht. Anfangs Schlussdrittel 3:3 Ausgleich, dann 3:5 Führung und erstmaliger Zweitore-Vorsprung des EIE in dieser Serie. 58:40 4:5 Anschlusstreffer – und 38 Sekunden vor Schluss – ein Schuss von Sommer ins leere Tor zum 4:6. EIE-Sieg und auf Wiedersehen, dienstags in Effretikon.


Wieder bringt erste Strafe das erste Tor

Bis der EIE-Sieg zum 2:2 Ausgleich der Serie aber in trockenen Tüchern war, lieferten sich die beiden Vereine den erwartet, verbissenen Abnützungskampf. Ironie des Schicksales: Am Donnerstag brachte in Effretikon der erste Ausschluss gegen Illnau-Effretikon das erste Powerplaytor des Abends – und Küsnacht siegte mit dem hauchdünnen Fussballresultat von 1:0. Samstags in Küsnacht musste der einheimische Verteidiger Jerrit Peter wegen Haltens als erster Spieler auf die Strafbank. Illnau-Effreitkon wollte seine Powerplayformation aus der eigenen Zone heraus aufbauen. Marco Vögeli holte Anlauf und schüttelte seinen Verfolger Dimitry Mokry dank seiner läuferischen Überlegenheit trocken ab. Vögeli zog aus halblinker Position ab und erwischte Marc Mader links zum 1:0 der Gäste (7.).

Flüchtigkeitsfehler

Trotz dieser Führung überzeugte Illnau-Effretikon in den ersten zwei Dritteln nicht immer. Ansatzweise spielte der EIE gut bis stark, dann leisteten sich die Spieler von Dieter Wieser/Daniel Wegmann wieder Flüchtigkeitsfehler und überliessen den Platzherren viel zu viel Raum. So kam Küsnacht jeweils temposchnell und das kannte und wusste man natürlich von den bisherigen drei Partien, in die EIE-Zone. Dort suchten die Einheimischen, ebenfalls ihrer Linie treu geblieben, aus allen Positionen und Lagen den Abschluss auf Dennis Volkart.

Höchst unglücklicher 1:1 Ausgleich

Der 1:1 Ausgleich hätte nicht dümmer und glücklicher passieren können. Weber zu Von Känel, dieser nach links aussen auf Wüst. Und Küsnachts Captain hämmerte von links aussen einfach mal in Richtung Volkart, wo die Scheibe fast als Querpass ankam, vom EIE-Keeper aber noch höchst unglücklich selbst ins eigene Tor abgefälscht wurde (15.). Dieser blöde und absolut nicht zwingende Ausgleich verunsicherte Illnau-Effretikon kurz. In dieser Phase kam dann Marc Wüst nochmals zu einer kapitalen Chance, verpasste aber die 2:1 Führung des SCK (17). Verbunden mit dem 1:1 war der offene Schlagabtausch bereits wieder lanciert.

Küsnacht führt 2:1

Noch bevor es in die erste Pause ging, drückte Küsnacht auf die Drittels-Führung. Vor Marc Mader scheiterte für den EIE das anstürmende Duo Förderreuther/Beltrame. Fast im Gegenzug dann ein Abspielfehler bei der neuerlichen Angriffsauslösung im eigenen Drittel. Küsnacht bedankte sich für das zweite Gast-Geschenk. Joel Simon vollstreckte eiskalt (19.).

Topskorer Fäh wieder mit dabei

Dieter Wieser konnte für dieses kapitale vierte Treffen wieder auf seine Parade-Linie: Sommer/Korsch/Fäh bauen. Allerdings merkte man anfangs schon, dass Michael Sommer auf der linken Flügelposition vor zwei Tagen nach seiner langen Schulterverletzung erstmals wieder mitspielen konnte, offensichtlich aber noch unter Anlaufproblemen litt, den Play-Off Rhythmus wieder zu finden. Und auf dem anderen Flügel stürmte wieder Carlo Fäh mit. Der bisherige Play-Off-Topskorer (sieben Tore) fehlte zuletzt krankheitsbedingt zwei Partien.

Auch Orlando Fusco trifft

Küsnacht erfreute sich auch im Mitteldrittel noch über relativ viel Freiraum und konnte so seine starken Kontervorstösse aufbauen. Vor Halbzeit fiel dann das für Illnau-Effretikon enorm wichtige 2:2. Förderreuther, steil lanciert schleppte die Scheibe vor Mader, wurde abgedrängt, doch die Scheibe blieb in der generischen Zone und wurde von Orlando Fusco im zweiten Anlauf verwertet. Fusco, der anfangs Saison temporär in der ersten EIE-Mannschaft aushalf, gab donnerstags sein Comeback und spielte nun auch in Küsnacht wieder und konnte sich gar in die Skorerliste eintragen lassen.


EIE muss sich steigern

Bei Illnau-Effretikon rackerten Lionel Kuhn und Yves Förderreuther in diesem Spiel letztlich vergeblich, zumindst was den Torerfolg betraf. Doch die beiden sorgten mit ihren schnellen Aktionen für konstante Gefahr und beschäftigten die SCK-Hintermannschaft öfters als diesen lieb war. Offenbarte der EIE donnerstags grosse Mühe im Abschluss, war es fast ein Kunststück, dass den Zürcher Oberländern nach Spielmitte das 3:2 nicht gelang. Aus nächster Nähe setzte der ex-Wetziker Thomas Hofer die Scheibe vor Mader über das Gehäuse (33.).


Küsnacht kontert und führt wieder 3:2

Und dann gab es eine Strafe für Wüst. Der EIE kam also bei Ausschluss des SCK-Captains zu einer weiteren Powerplaymöglichkeit. Doch statt das erhofft gefährliche eigene Überzahlspiel gewinnbringend nutzen zu können, leistete sich der EIE ebenfalls einen Ausschluss. Als Küsnacht dann komplett war, zog Simon ab der Blauen Linie ab und markierte mit diesem wuchtigen Distanzschuss die neuerliche (3:2) Führung der Mannschaft von Daniel Keller (35.).


EIE steigert sich im Schlussdrittel

Mit 1:2 und 2:3 Rückständen musste Illnau-Effretikon jeweils in ein neues Drittel starten und musste den Schlussabschnitt wegen der Strafe von Michael Sommer (seiner zweiten im Mitteldrittel), während 95 Sekunden in Unterzahl in Angriff nehmen. Das überstand der EIE, kam dann wegen eines Stockschlages von Diego Wehrle an EIE-Verteidiger Fabian Brockhage selbst wieder zu einer Powerplay-Möglichkeit. Auch Küsnacht überstand den Ausschluss, kassierte aber, kaum komplett, den Ausgleich. Torschütze: Carlo Fäh. Mit seinem neunten(!) Play-Off Tor reüssierte Fäh zum 3:3, freute sich unheimlich und ging hinter Mader fast die Plexiglaswand hoch (43.).


Sommers platzierter Schuss unhaltbar

Illnau-Effretikon was in den ersten zwei Abschnitten nicht überragend spielte und etwelche Skepsis bei seiner Fan-Gemeinschaft aufkommen liess, legte aber in der verbleibenden Zeit im letzten Drittel einen nachhaltigen Zwischenspurt hin. Was nun auf Volkart kam, wehrte der EIE-Keeper, auch wenn es teils lichterloh in der EIE-Defensive brannte. Von wegen, Sommer sei noch nicht wieder in Form. Ein Beweis gegen diese Aussage lieferte die erste EIE-Linie in der Schlussphase. Konter von Carlo Fäh auf Thoms Korsch in der Mitte. Dieser sah, respektive wusste natürlich blindlings, dass Michael Sommer auf der linken Seite mitstürmen würde. Pass hinaus und Sommer hämmerte, während draussen mit Schneefall der Winter sein Teil-Comeback gab, die Scheibe Centimeter genau in den linken Torwinkel und unhaltbar für Marc Mader unter den Netzhimmel. Wahrlich ein Prachtstor zur erneuten, zweiten EIE-Führung (53.).


EIE führt erstmals mit zwei Toren

Und dann zeigte sich das, was Dieter Wieser am Ende zu sehen glaubte: «Ich glaube, die ersten Ermüdungserscheinungen haben sich heute bei Küsnacht erstmals leicht bemerkbar gemacht». Nun, bei seinem Durchmarsch durch die Mitte des Gegners, wurde Thomas Korsch vor Mader regelwidrig von der Scheibe getrennt. Die Schiedsrichter liessen aber weiterspielen und ahndeten keine Strafe. Dafür gab es Bully, welches der aufgewühlte EIE-Captain Korsch gleich anschliessend selbst übernahm und wutentbrannt zum 5:3 vollstreckte. Erstmals in dieser Viertelfainal-Play-Off Serie lag Illnau-Effretikon gegen Küsnacht mit zwei Toren in Vorsprung.

Küsnacht am Schluss ohne Torhüter

Doch Küsnacht steckte ebenso wenig auf, wie der EIE selbst. Der offene Schlagabtausch ging weiter. Küsnacht verkürzte durch Verteidiger Peter zum 4:5 und nahm umgehend sein Time-Out (58:40). 60 Sekunden vor Spielschluss stürmte dann Mader zur Mannschaftsbank. Küsnacht setzte auf alles und versuchte mit sechstem Feldspieler den 4:4 Ausgleich und damit die Verlängerung zu erzwingen. Michael Sommer klaubte die Scheibe und schoss über das halbe Feld ins leere Tor zum 6:4 für seine Farben (59:22).

Wettkampfglück erzwungen

«Es ist glaube ich wirklich so, dass wir dienstags diese Serie brechen müssen», so Dieter Wieser nach Spielschluss. Er sei davon überzeugt, dass «wir das das nun auch schaffen können». Dieser 6:4 Auswärtssieg «hat uns nun beflügelt». Der EIE-Trainer lobte seine Truppe: «Wir haben heute nie aufgegeben und haben eben so gekämpft und gespielt wie wenn es um alles oder nichts geht. Wir haben heute das Wettkampfglück erzwungen». Dass der 1:1 Ausgleich höchst dumm und unglücklich war, bestätigte Wieser. «Ja. Ein echtes Scheisstor. Es gibt scheinbar in dieser Serie nur noch einige ‘dreckige’ Tore». Besonders freute sich Wieser darüber, dass «unsere zwei wichtigen Tore zum 3:3 Ausgleich und zur 4:3 Führung eine Energieleistung unserer Oldies zu verdanken sind».


Im EIE-Lager herrschte hervorragende Stimmung

Dieter Wieser bestätigte, dass «wir bereits am Vortag im Freitags-Abschlusstraining eine hervorragende Stimmung in der Mannschaft hatten». Dass die beiden Mannschaften über weite Strecken zu neutralisieren vermögen, fand Wieser auch. «Spielerisch lösen wir uns gegenseitig fast auf» und der EIE-Headcoach war der Ansicht, dass «unser Powerplay heute gut war und wir die Überzahl des Gegners immer besser lesen können».

To be or not to be – und als Sahnehäubchen gegen Riesentöter Rheintal

Dienstags geht es in Effretikon um «to be or not to be». Das fünfte und alles entscheidende Spiel zwischen Illnau-Effretikon und Küsnacht wird im Eselriet um 20:15 Uhr ausgetragen. Vermutlich werden dann auch einige Rheintaler im Stadion sein und sich die beiden Mannschaften intensiv anschauen, denn der Sieger in Effretikon muss donnerstags in Widnau gegen den erklärten Favorit für den Erstliga-Aufstieg – den SC Rheintal – antreten.

 

SC Küsnacht – Illnau-Effretikon 4:6 (2:1, 1:1, 1:4).- KEK (Küsnacht).- 245 Zuschauer.- SR: Boris Ehrbar/Giancarlo Hendry.- Tore: 7. Vögeli (Ausschluss Peter) 0:1. 15. Wüst (Von Känel/Weber) 1:1. 19. Simon (Kunz/Wüst, Ausschluss Brockhage) 2:1. 28. Fusco (Förderreuther/Vögeli) 2:2. 35. Simon (Von Känel/Wüst) 3:2. 43. Fäh (Korsch) 3:3. 53. Sommer (Korsch/Fäh) 3:4. 55. Korsch 3:5. 59. Peter (Simon/Wehrle) 4:5. 59:22 Sommer (ins leere Tor) 4:6.- SC Küsnacht: Mader (Wullschleger); Peter, Weber; Simon, Leutwyler; Nicolay, Fischer; Molina; Von Känel, Gander, Wüst; Schärer, Wehrle, KunZ; Mokry, Zimmermann, Bischof.- Illnau-Effretikon: Volkart (Stüchel); Gabriel Gretler, Brockhage; Fusco, Thomas Hofer; Wimber, Nicola Gretler; Mirco Weinhart, Andrea Giacomelli; Sommer, Korsch, Fäh; Vögeli, Förderreuther, Beltrame; Müller, Peter Hofer, Lionel Kuhn; Andersen, Cristelotti.- Strafen: SC Küsnacht 3-Mal 2-Minuten; Illnau-Effretikon 4-Mal 2 Minuten.- Bemerkungen: 58:40 Time-Out Küsnacht, ab 59:00 ohne Torhüter Mader, dafür mit weiterem/sechsten Feldspieler - Illnau-Effretikon ohne Lorenz Kuhn (Verletzt), Christoph Weinhart (Fussbruch/Saisonende), Brasser (Militär/Rekrutenschule), Wieser (Weltreise).- Nächstes/5. Und letztes Play-Off Spiel (Best-of-five)/Viertelfinal: Illnau-Effretikon – Küsnacht (Stand 2:2) – Dienstag, 6. März 2018, Eishalle Eselriet (Effretikon), Spielbeginn: 20:15 Uhr.-

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