Förderreuther entscheidet Derby 77 Sekunden vor Schluss

Frohe Weihnacht – besinnliche Festtage und einen guten Rutsch ins kommende 2018. Als Tabellenführer beschliesst der EHC Illnau-Effretikon (EIE) das ausklingende Jahr. Die Zürcher Oberländer bezwangen – fast auf den Tag genau wie vor einem Jahr (1:0) – zum Jahresausklang Nachbar Bassersdorf wiederum mit einem Tor Unterschied. Diesmal siegte die Mannschaft von Dieter Wieser/Urs Wegmann mit 4:3 (2:2, 0:0, 2:1) und verabschieden sich bis am Samstag, 6. Januar 2018 (Auswärtsspiel in Zug um 20:30 Uhr) in die wohlverdiente Festtagspause. Überragender Spieler war Yves Förderreuther mit seinen zwei Toren (2:2 Ausgleich 38 Sekunden vor Ende Startdrittel, dazu mit dem 4:3 Siegtreffer 77 Sekunden vor Spielschluss.

Bericht: Heinz Minder, Illnau

Die wichtigsten Facts zum Beginn. 12 Spiele – elf Siege – 34 Punkte – und noch immer einen Punkt vor Dürnten Vikings dem ehemaligen zweifachen Zweitliga-Meister. Der EHC Illnau-Effretikon (EIE) nimmt die anstehenden Festtage und den bevorstehenden Jahreswechsel als Tabellenführer in Angriff. Dieter Wieser strahlte nach dem Abpfiff des Derbies gegen Bassersdorf wie der Weihnachtsstern zuoberst auf der Christbaumspitze. «Das macht mich unheimlich glücklich und ich bin sehr stolz auf mein Team». Der EIE feierte den elften Sieg gleich doppelt – denn unmittelbar im Anschluss an das letzte Heimspiel «führen wir unser internes Weihnachtsfest mit der Mannschaft durch – das gibt eine Riesenfete», so der EIE-Trainer. Er, Dieter Wieser wird im neuen Jahr seine zuletzt so stark aufspielende zweite Linie neuformieren müssen. Justin Wieser startet am 8. Januar 2018 «auf seine Weltreise. Das haben wir alle bereits vor Saisonbeginn abgemacht und das war der Deal, dass mein Sohn bis und mit heute, 16. Dezember bei uns letztmals spielen wird». So müsse er sich nun Gedanken darübermachen, «wie wir die Linie mit Center Yves Förderreuther neuformieren werden». Der eine Flügel sei «mit Claudio Beltrame schon gesetzt – für die andere Seite haben wir noch eine Varianten zur Hand», so der überglückliche EIE-Headcoach. Und beim Stande von 2:2 scheiterte Lorenz Kuhn mit dem durch Nicolas Kuhn an ihm verschuldeten Penalty (28:22).

Wieser traf Nagel erneut auf den (Mohren)-Kopf

Bassersdorf erwies sich als der von Dieter Wieser angekündete «harte Brocken». Der EIE-Trainer hatte im Vorfeld des Derbys gestanden, dass «wir viel Respekt vor Bassersdorf haben. Unser nächster Gegner hat einen guten Lauf». Wieser wusste, dass «einige der Leistungsträger, die dem Team in einigen Partien fehlten, jetzt alle wieder zurück sind. Der Personalbestand bei Bassersdorf hat sich also für die Schlusspartie stark verbessert». Und nach dem spannenden und hochklassigen Fight, der vielen wieder an das Nervenkostüm ging, bekannte Wieser, dass «Bassersdorf auf die dritte Stufe hinter uns gehört, denn wir haben heute klar und deutlich gesehen, dass die Unterländer viele individuell starke Spieler haben und das Team von Don Mc Laren ein starkes Überzahlspiel zeigen kann».

Diesbezüglich hatte Wieser erneut Recht, denn Gäste erzielten im Eselriet von 190 Zuschauern zwei seiner drei Tore im Powerplay. Urs Wegmann meinte unmittelbar vor Spielbeginn, dass «heute wohl den Ausschlag geben könnte, wer mehr Siegeswillen zu zeigen vermag». Der EIE-Assistenz-Trainer glaubte zudem, dass «heute vieles eine reine Kopfsache werden könnte».

Gegner aufsässig bis zum Schluss…

Bassersdorf jedenfalls versteckte sich nicht und legte gleich los wie die Feuerwehr. Nach nur sechs Sekunden Spielzeit musste EIE-Keeper Dennis Volkart den ersten Einschussversuch von Verteidiger Tim Eppler wehren. Und im gleichen Stil ging es weiter. Die Gäste drückten den Heimklub schon zu Beginn in dessen Zone zurück. Mit dem allerersten Angriff auf das Tor von Benjamin Geier aber fiel das 1:0, realisiert durch Claudio Beltrame, lanciert von Yves Förderreuther. Die EIE-Führung stellte den Auftakt etwas auf den Kopf. Bassersdorf hatte zuvor gleich mehrere Möglichkeiten – doch Illnau-Effretikon glänzte mit hundertprozentiger Effizienz.

…und brandgefährlichem Powerplay…

Was folgte waren einige Strafen, die sich die Mannschaft von Dieter Wieser einhandelte und Bassersdorf zum Vorteil verhalfen. Wieser gestand auch im Vorfeld, das gefährliche Powerplay des Gegners zu kennen und spürte das dann auch im Startdrittel gleich doppelt. Unbeschadet überstanden die Zürcher Oberländer erst den Ausschluss von Gabriel Gretler. Dessen Bruder Nicola erlitt, wie die Einlieferung vor Wochenfrist nach Spielhälfte des EIE-Heimspieles gegen Bellinzona zeigte, einen Kieferbruch. Der ex-EIE-Spieler Steven Schmid zettelte nach einer Aktion vor Volkart eine erste Rauferei an, kam allerdings zur grossen Verwunderung vieler ungeschoren davon, dafür kassierte Thomas Hofer vier Minuten Strafe. Hofers Ausschluss nutzte Bassersdorf durch Pascal Stamm um mit einem ersten Tor in Überzahl zum 1:1 (8.). Als sich dann Yves Förderreuther auch noch einen Zweier einhandelte, musste der Tabellenführer während 32 Sekunden mit 3:5 spielen. Bassersdorf bedankte sich für diese Offerte mit einem wirklich hervorragenden Powerplaytreffer. Da zirkulierte die Scheibe temporeich und präzis gefolgt vom eiskalten Abschluss durch Sören Honegger (9.).

…die dem EIE bekannt war

«Uns war die Powerplaystärke des Gegners bekannt», verriet Dieter Wieser und so habe seine Mannschaft «solche Situationen noch intensiv trainiert». Allerdings gestand Wieser, dass «Bassersdorf noch eine andere Variante des Überzahlspieles im Hut hatte». So führte die Unterländer im Startdrittel nach dem 0:1 Rückstand plötzlich 2:1. Die Führung war aber keinesfalls gestohlen, denn die Truppe von Don McLaren spielte respektlos, frisch von der Leber weg und verstand es ausgezeichnet, Illnau-Effretikon unter Dauerdruck zu setzen. Doch da war auch die Klasse des Leaders, der mit seinen Leistungsträgern im richtigen Augenblick die entsprechenden Nadelstiche zu setzten verstand.

Torhüter stets im Brennpunkt des Geschehens

Das intensive Derby sah beidseits viele gute Möglichkeiten. Stets im Brennpunkt des Geschehens waren die beiden Torhüter, wobei eigentlich Dennis Volkart im Startdrittel mehr beschäftigt als Benjamin Geier war.  In der Endphase des ersten Abschnittes dann eine Schlüsselszene. Philipp Loser, wie viele seiner Mannschaftskollegen mit hohem Körpereinsatz unterwegs, leistete sich einen Check von hinten. Yves Förderreuther überlistete dann 38 Sekunden vor Drittelsende Geier zum 2:2 Ausgleich.

Torloses Mitteldrittel mit verschossenem Penalty

Torlos verlief der zweite Durchgang, aber trotzdem höchst unterhaltsam und spannend. Nun lieferten sich die beiden Mannschaften einen harten Kampf auf Messers Schneide und nach nur wenigen Sekunden war es bereits wieder Schmid, der im Anschluss an seinen Einschussversuch vor Volkart eine Rudelbildung provozierte. Auf der anderen Seite scheiterte das EIE-Duo Korsch/Fäh an Giger (24.), dann konnte Tiz Müller für die Platzherren nicht abschliessen (26.), wie auch auf Seiten der Gäste Caminada/Schärer, die in Volkart ihren Meister fanden (27.). Den durchbrechenden Lorenz Kuhn ohne Bassersdorfs Stürmer Nicolas Kuhn nur per Foulspiel am erfolgreichen(?) Torabschluss hindern. Allerdings vermochte Lorenz Kuhn seinen Penalty dann nicht an Geier zu vollstrecken (28:22). Es blieb beim 2:2 Spielstand und torlosen Mitteldrittel, in welchem dann noch eine weitere unsportliche Szene das Publikum zum Aufschreiben brachte. Diesmal wurde Carlo Fäh mit brachialer Gewalt in die Banden gefahren und man staune, keiner der beiden Schiedsrichter hatte das offensichtliche und klare Foulspiel gesehen (38:47). Nun. Carlo Fäh musste vom Feld geführt und in seiner vorzeitigen Drittelspause das lädierte Bein/Knie pflegen lassen. Er verspürte Schmerzen und befürchte, dass die stark getroffene Stelle in den kommenden Minuten nach anschwellen werden, doch «ich beisse auf die Zähne», so der EIE-Flügel. Die Schiedsrichter, die nichts gesehen haben wollten, hörten aber anschliessend die wütenden Worte von Dieter Wieser und sprachen gegen den EIE-Coach eine zweiminütige Bankstrafe aus. Sekunden vor Abpfiff enteilte dann Thomas Korsch, doch zog der EIE-Captain seinen Schuss direkt auf Benjamin Geier.

Intensive Zweikämpfe

Solch kleine Scharmützel von denen es in den intensiven Zweikämpfen einige gab, förderten natürlich die Rivalität unter den beiden Kontrahenten zusätzlich und waren in diesem Prestige-Derby wie Öl ins heisse Feuer. Die beiden Mannschaften verstärkten ihr Tempo im Schlussdrittel nochmals, nachdem der EIE seine angestauten Emotionen (durch die Attacke an Fäh) in der zweiten Drittelspause lassen konnte.

Eigene Disziplin zurück

«Unsere Disziplin war im letzten Drittel wieder Top», so Dieter Wieser, und «dann haben wir wieder Hockey gespielt». Mitspielen konnte Fäh, wenn auch etwas mit gedrosselten Motoren und vorsichtiger als zuvor. Bassersdorf handelte sich dann zwei Strafen ein. Erst jene von Marco Stessel, welche der EIE nicht nutzen konnte, dann jene für von Pascal Stamm. Und dessen Beinstellen am rechts der Bande nach vorne stürmenden Beltrame hatte noch Folgen für seine Farben. Illnau-Effretikon formierte die Powerplayformation und schliesslich war es Gabriel Gretler welcher ab der Blauen Linie das Zuspiele von Fäh/Korsch rechts unten bei Geier einschiessen konnte (49.).

Damit war die Sache aber noch nicht gegessen. Im Gegenteil. Der 2:3 Rückstand war die Signalzündung zur Schlussoffensive der Unterländer welche nun ihrerseits den Druck auf die EIE-Hintermannschaft verstärkten. Es kam zu einigen heissen Szenen vor Volkart. Dieser musste sich mit Händen und Füssen wehren, doch der Ausgleich zeichnete sich praktisch ab-. Andrin Wilhelm schaffte knappe vier Minuten vor Schluss den vielumjubelten 3:3 Ausgleich.

«Födi» mit Riesenpartie und zwei Toren

Und dann kam jene Szene «in der wir noch das glückliche Break ausführen konnten», so Dieter Wieser. Er, der nach Spielschluss jeweils seinem besten EIE-Akteur einen Matchpuck als Belohnung «Best Player» schenkt, musst an diesem Samstag nicht lange nach dem entsprechenden Spieler Ausschau halten. Es war Yves Förderreuther, der «eine Riesenpartie spielte», wie sein Trainer erfreut bestätigte. Schwer bis kaum von der Scheibe zu trennen, mit unheimlichem Zug auf den Schlittschuhen, wachem Auge für die Situation, schnelles Umschalten von Defensive auf Offensive und dann absoluter Killerinstinkt, das zeichnet den Center der zweiten Linie aus. Im offenen Schlagabtausch kam es beidseits nochmals zu einigen heissen Szenen. Bassersdorf drückte, der EIE verteidigte mit Mann und Maus. Förderreuther war sich mutig in die gegnerische Scheibe und liess bei seinem nächsten Einsatz seine absolute Klasse aufblitzen. Pass von Justin Wieser in seinem letzten EIE-Spiel dieser Saison (startet am 8. Januar zu seiner Weltreise), auf Förderreuther, welcher wie auf Schienen ins gegnerische Drittel fuhr und nicht mehr vom Puck getrennt werden konnte. Seitliche nach links abgedrängt, visierte der Stürmer den Keeper an, verzögerte dann seinen Schuss und vollstreckte eiskalt mit seinem nunmehr 14. Saisontreffer zum 4:3 und das 77 Sekunden vor Schluss.

Zuletzt nach Time-Out mit zwei Mann mehr

Don McLaren nahm sein Time-Out und eine Minute vor Schluss kassierte Illnau-Effretikon noch den letzten «Zweier» für Fabian Brockhage, weil sein Schuss aus dem Spielfeld flog. Nun nahm der ehemalige Profispieler McLaren seinen Keeper vom Feld (59:00) und versuchte mit zwei Mann mehr auf dem Feld noch den 4:4 Ausgleich und damit die Overtime per Brechstange zu erzwingen. Erfolglos. Der EHC Illnau-Effretikon feierte nach dem 9:5 in Sursee, dem 5:4 über Chiasso, dem 3:2 bei Küsnacht, dem 3:0 in Seewen und dem 8:2 Erfolg über Bellinzona nun mit 4:3 seinen sechsten Sieg in Folge und verteidigte zum Jahresausklang seine Tabellenspitze.

Im ersten Spiel des neuen Jahres muss der Tabellenführer EIE auswärts in Zug antreten (Samstag, 6. Janur 2018, Spielbeginn: 20:30 Uhr).

Illnau-Effretikon – Bassersdorf 4:3 (2:2, 0:0, 2:1).- Eishalle Eselriet (Effretikon).- 190 Zuschauer.- SR: Philipp Buff/Philipp Kaufmann.- Tore: 2. Beltrame (Förderreuther) 1:0. 8. Stamm (Theodoridis/Eppler, Ausschluss Thomas Hofer) 1:1. 9. Honegger (Loser/Caminada, Ausschluss Thomas Hofer/Förderreuther) 1:2. 19:22 Förderreuther (Wieser/Peter Hofer, Ausschluss Loser) 2:2. 49. Gabriel Gretler (Korsch/Fäh, Ausschluss Stamm) 3:2. 56. Wilhelm 3:3. 59. Förderreuther (Wieser) 4:3.- Illnau-Effretikon: Volkart (Stillhard); Gabriel Gretler, Brockhage; Raemy, Brasser; Giacomelli, Thomas Hofer; Mirco Weinhart, Wimber; Sommer, Korsch, Fäh; Beltrame, Förderreuther, Wieser; Müller, Peter Hofer, Lorenz Kuhn; Andersen, Christoph Weinhart, Cristelotti.- Bassersdorf: Geier (Thomas Oschwald); Schärer, Caminada; Stamm, Eppler; Böni, Stessel; Honegger, Schmid, Loser; Theodoridis, Wilhelm, Figi; Kuhn, Mario Oschwald; Staiger; Fuhrer, Zwick.- Strafen: Illnau-Effretikon 10-Mal 2 Minuten; Bassersdorf 7-Mal 2 Minuten, plus 1-Mal 10 Minuten Loser (Check von hinten).- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Nicola Gretler (Kieferbruch nach letztem Heimspiel vor Wochenfrist gegen Bellinzona; Vögeli und Lionel Kuhn (alle verletzt), Frei (Militär).- Letztes Spiel von Justin Wieser (2. Linie/wird am 8. Januar 2018 auf Weltreise aufbrechen).- 28:22 Nicolas Kuhn verschuldet Penalty an Lorenz Kuhn, der EIE-Stürmer verschiesst den Strafstoss beim Stande von 2:2.- 58:43 Time-Out Bassersdorf; 59:00 Bassersdorf ohne Torhüter Geier, dafür mit sechstem Feldspieler (da EIE noch Strafe Brockhage, Bassersdorf mit zwei Mann mehr auf dem Feld für Schlussminute.-

 

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