Beim EHC Illnau-Effretikon spielen sechs Mädchen in der Piccolo Mannschaft. Für ein einzelnes Team ist dies eine hohe Quote. Mädchen sind im Junioren-Eishockey aber keine Seltenheit, wie der Blick in regionale Klubs zeigt.
Bericht: Rosmarie Schmid, regio.ch
Es ist Freitag. Im Sportzentrum Eselriet in Effretikon flitzen fast 30 Piccolos des Eishockeyklubs Illnau-Effretikon (EIE) übers Eisfeld. Diszipliniert und konzentriert führen sie die Anweisungen der beiden Trainer Mica Blaha und Gregor Bürgisser aus. Nach einer Stunde wird das Aussenfeld in drei Spielfelder aufgeteilt. Die Scheibe fliegt übers Eis und landet da und dort im Tor, was kurz für Jubel oder ärgerliche Ausrufe sorgt. Für den EHC Illnau-Effretikon ist die Juniorenförderung wichtig. Insgesamt düsen jede Woche rund 110 Kinder und Jugendliche in den Gruppen Bambini, Piccolo, Moskito, Mini und Novizen zwischen 9 und 17 Jahren übers Eis. Bei den 10- bis 11-jährigen Kindern der Piccolo-Mannschaft trainieren sechs Mädchen – sie sind auf dem Eis nur durch ihren Pferdeschwanz zu erkennen. Sechs Mädchen in einem Team? Das ist eine Menge, wie ein Blick in die regionalen Eishockeyklubs zeigt. Beim EIE spielt sonst nur noch bei den Novizen ein Mädchen. Beim EHC Dübendorf sind es von 164 Junioren elf Mädchen; bei den Piccolos sind es nur zwei, wie Chef Nachwuchs Bruno Steiner sagt. Ähnlich sieht die Situation beim EHC Wetzikon aus. Unter den 153 Junioren befinden sich neun Mädchen. Philipp Bräker, Stufenleiter und Haupttrainer beim EHCW erwähnt aber stolz, dass es unter den 54 Kindern der Hockeyschule im Kindergartenalter 14 Mädchen sind. Der Schluss liegt also nahe, dass sich Mädchen, je älter sie werden, sportlich umorientieren.
Eltern als Vorbild
Da spielt es auch keine Rolle, dass die Frauen-Nationalmannschaft 2014 in Sotschi Bronze gewann und mit Torhüterin Florence Schelling ein Aushängeschild hat – dennoch sind Mädchen im Eishockey keine Exoten mehr. Warum sich die sechs Piccolo-Mädchen beim EIE ausgerechnet für Eishockey entschieden haben, erzählen sie, als sie dampfend und mit roten Köpfen in der Garderobe erscheinen. Der Papi habe Hockey gespielt und der Bruder spiele bei den ZSC Lions, verrät Alessia Baechler, zudem sei es ein Sport, wo man kämpfen müsse und sich danach super fühle. Melissa Rodi ist an diesem Abend krank, aber ihre Kollegin Annic Büchi erklärt: «Ich wollte einen Sport mit viel Ausrüstung und das ist Eishockey». «Mein Ziel war ein Bubensport, aber beim Fussball traf ich nie», verrät Liv Schätti und beweist jetzt ihrem Hockey spielenden Bruder, dass sie das auch kann. Tamara Wegmann ist Goalie. Bei ihr liegt das Virus im Blut, nicht nur ihr Vater, auch die beiden älteren Brüder spielen beim EHC Illnau-Effretikon. Renée Lendi hingegen erzählt begeistert von der U 13, wo sie seit einem Jahr trainiert.
Mädchen im Kopf mehr bereit
«Ja, ich weiss, bei den Mädchen ist die U 13 derzeit ein grosses Thema», sagt Trainer Blaha. Denn im März finde in Zuchwil wieder ein Evaluationscamp statt. «Wir haben überdurchschnittlich gute Mädchen», betont er. Beim Teamsport Eishockey spiele das Geschlecht in diesem Alter noch keine Rolle, wichtig seien der gegenseitige Respekt sowie soziales Verhalten, sagt er. «Mädchen sind im Kopf sogar mehr bereit als Buben, lernen schneller und sind flink unterwegs», sagt Martin Brunschwiler, Nachwuchs Administrator beim EHC Wetzikon. Erst wenn die Kräfte der Buben wachsen würden, mache sich ein Unterschied der Geschlechter bemerkbar.
