1. Mannschaft, Sa 30.01.2010 17:00 gegen EHC St. Moritz, Feld: Eselriet
Eishockey: Meisterschaft 2. Liga, Gruppe 2: Illnau-Effretikon – St. Moritz 2:3 (Abbruch)
Abbruch wegen Schneesturm beim Stande von 2:3
Knapp vor Halbzeit sah sich das Schiedsrichterduo Stephan Raimann/Elio Bohner genötigt, das Heimspiel des EHC Illnau-Effretikon (EIE) gegen St. Moritz abzubrechen. Grund: In der ersten Drittelspause (18:32 Uhr) fielen auf dem Effretiker Eselriet die ersten leichten Schneeflocken. Als die Mannschaften wieder versammelt waren, verstärkte sich der Schneefall zum Sturm. Noch vor Ablauf der ersten zehn Minuten wurde das Spiel dann unter- und nach längerer Diskussion abgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt (27:05) führten die Engadiner dank Mühlemann (7.) und Trivella (8.), sowie Profispieler Jan Bauer 3:1. Für den EIE hatte Verteidiger Patrick Sommer mit einem satten Weitschuss zum 1:2 Zwischenstand getroffen (15.).
Heinz Minder, Effretikon
Ausgerechnet am Tag, als die SVP unter Führung ihrer drei Stadtratskandidaten Gabriela Münger, Reinhard Fürst und Max Binder interessierte Besucher zur Projekt- und Baustellenbesichtigung der Stadion Illnau, Altersszentrum Effretikon und Sportzentrum Eselriet lud, verhinderten abends kurz nach 18:35 Uhr höchst missliche Witterungsverhältnisse in Effretikon die Durchführung eines Zweitliga-Eishockey Meisterschaftsspieles. Die Gäste ärgerten sich und drängten auf eine Fortsetzung der Partie und betonten, man werde kaum zu einem Wiederholungsspiel anreisen. Verständlich. Bei den Gästen handelte es sich um den EHC St. Moritz. Ausser Spesen nichts gewesen und auf die Engadiner wartete nach dem Spielabbruch eine lange und beschwerliche Heimreise ohne Punkte.
Der EHC Illnau-Effretikon ist noch mit einem blauen Auge davon gekommen. Im Wissen, dass das letzte Heim- und Gruppenspiel gegen St. Gallen unter allen Umständen gespielt werden muss, haben sich die Klub-Verantwortlichen seit Wochen auf das Worst-Case Szenario vorbereitet. Mannschaftsleiter Jürg Fehr bemüht sich seit vielen Tagen für das Team einen Ausweichspielort zu finden. Sollte das Wetter wiederum schlecht sein und eine Durchführung des letzten Gruppenspieles gar nicht zu lassen, oder müsste, wie jetzt im Fall gegen St. Moritz eine angespielte Partie (wegen Schneefall- oder Regen) abgebrochen werden, würde der EIE das Spiel mit 0:5 Forfait verlieren. Gleiches gilt für Illnau-Effretikon bei den bevorstehenden Playoff-Spielen. Der EIE muss für die „Playoff-Heimspiele“ über eine Halle verfügen.
Illnau-Effretikon und St. Moritz zeigten ein äusserst animiert verlaufendes Startdrittel. Dieses brachte spektakuläre und prickelnde Szenen vor beiden Toren. Das Tempo, anfangs bei ausgezeichneten Verhältnissen, war intensiv und hoch. Im rassigen Verlauf brannte es in der Startphase vor dem St. Moritzer Kasten. Marcel Sommer hätte zudem fast von einem Lapsus von David Badrutt profitiert. Der St. Moritzer-Keeper wollte hinter seinem Tor die Scheibe „wegwischen“ und spedierte diese direkt auf den vorprellenden Sommer. Der EIE-Topskorer scheiterte.
Mit einem Doppelschlag rissen die Bündner die Führung an sich. Einen von Heinz Rafael mit Distanzschuss auf Steve Meier versuchten Abschluss lenkte Gian-Luca Mühlemann reaktionsschnell und direkt ab. Meier war erstmals geschlagen (06:05). Der EIE kassierte eine Minute später durch St. Moritz erste Linie, erzielt durch Gian Marco Trivella das 2:0. An der Realisierung des Zweitore-Vorsprunges war Jan Bauer mitbeteiligt.
Aus den ersten sieben Gruppenspielen eroberte sich der dreifache Schweizer Meister St. Moritz fünf Punkte. Das Startrundenspiel gegen Bassersdorf wurde mit 3:1 gewonnen, gegen Aufsteiger St. Gallen und Lenzerheide verloren die Engadiner in der Verlängerung und bekamen dafür noch je einen Zähler. Dann zündete St. Moritz eine Transferbombe. Vom tschechischen Zweitdivisionär Banik Sokolov verpflichtete St. Moritz Jan Bauer. Der 22jährige ehemalige Junioren-Internationale spielte 2008 mit Karlovy Vary am Davoser Spengler Cup und wurde von St. Moritz für die Dauer von zwei Monaten verpflichtet, „um nach den Verletzungsproblemen zu Saisonbeginn und den Abschluss-Sorgen den eigenen jungen Spielern einen Schub für den weiteren Meisterschaftsbetrieb zu geben. Bauers Verpflichtung brachte den gewünschten Erfolg. Bereits im ersten Einsatz, dem Spiel gegen Club da Hockey Engiadina traf der Tscheche (nebst einem Assist) drei Mal. Jan Bauer hat inzwischen zehn Spiele mit St. Moritz gespielt und dabei 12 Tore (acht Assists) erzielt. In den Partien, seit Bauer für die Ober-Engadiner stürmt, hat St. Moritz weitere 21 Punkte gewonnen.
In Effretikon stand auf Seiten der Gäste mit Gian Marco Crameri ein Verteidiger mit besonderer Reputation auf dem Eis. Der bald 37jährige Crameri kann auf 130 Länderspieleinsätze zurück blicken, ebenso auf unzählige NLA-Spiele mit Davos (zweifacher Schweizer Meister), Lugano, ZSC, Genf-Servette und Zug. Nach dem 0:2 Rückstand schaffte Illnau-Effretikon in der 15. Minute dank eines Gewaltshammer von Patrick Sommer unter Einbezug des Torgestänges, den 1:2 Anschluss. St. Moritz hatte kurz darauf (16:05) einen Pfostenschuss durch Gian-Luca Mühlemann zu beklagen. Mit einer Effortleistung in Form eines Sololaufes wie um Pylonen, tauchte Roman Hardmeier vor dem Gästetor auf, schaffte den erfolgreichen Abschluss aber nicht.
Während Reto Petrig das Eis in der ersten Drittelspause reinigte und aufbereitete, setzte leichter Schneefall ein. Als St. Moritz dann aus der Garderobe kam, war das Schneetreiben bereits stärker. Die Bündner freuten sich erst und meinten, „jetzt haben wir gar noch ein Heimspiel“. Die Gäste erhielten die Anweisung, nun aus allen Lagen unverzüglich den Abschluss zu suchen. Des Trainers-Wunschvorstellung setzten dessen Spieler im immer intensiver werdenden Schneesturm erfolgreich um . Jan Bauer, obschon vom EIE immer mit Sonderbewachung kontrolliert, bezwang Steve Meier gleich zu Beginn des zweiten Drittels zum 1:3. Roman Hardmeier, donnerstags vierfacher Torschütze gegen Bassersdorf, brachte seine Farben mit dem 2:3 wieder zurück ins Spiel. Allerdings kassierte der EIE-Verteidiger wegen Reklamierens eine zehnminütige Disziplinarstrafe. Diese musste Hardmeier aber nicht zu Ende absitzen. Der Schneefall war unglaublich dicht geworden. Der Puck war kaum mehr zu Spielen. Das rassige Startdrittel mit hohem Tempo gehörte der Vergangenheit an. Nun bekundeten sowohl die EIE- wie St. Moritzer-Spieler grösste Mühe, den Puck unter dem Schnee zu finden. Bei 27:05 beorderte das Schiedsrichterduo Raimann/Bohner beide Captain zum Punkterichterhäuschen. Nach längeren Diskussionen im winterlichen Blizzard wurde das drittletzte Gruppenspiel vorzeitig abgebrochen. Schiedsrichter Stephan Raimann: „Ein Weiterspielen unter diesen Umständen hätte niemandem etwas gebracht. Am wenigsten den Zuschauern. Man hat den Puck am Schluss gar nicht mehr gesehen“.
Wann und ob das Spiel überhaupt wiederholt wird, muss in den kommenden Tagen verhandelt werden. St. Moritz ist eh mit einer Partie in Verzug und hat bekanntlich das Spiel gegen Wallisellen (wegen zu viel verletzter Spieler) zum ursprünglichen Termin abgesagt. Diese Partie wird nun am 18. Februar um 20 Uhr auf der Ludains in St. Moritz nach geholt.
Die zahlreichen Zuschauer auf der Kunsteisbahn Eselriet marschierten enttäuscht über den Spielabbruch nach Hause. Das Träumen, dass mit der Sanierung der Sportanlage Eselriet nun der Schritt zur Überdachung gemacht wird, kann wohl weiter gehen, sollten die Politiker das Projekt auf drei Etappen aufteilen und die Sportvereine von Illnau-Effretikon damit weiterhin an der langen Nase umher führen wollen.
Illnau-Effretikon – St. Moritz 2:3 (1:2, Abbruch 27:05/Schneefall).- Kunsteisbahn Eselriet (Effretikon).- SR: Elio Bohner/Stephan Raimann.- 125 Zuschauer.- Tore: 7. Mühlemann (Rafael/Jonny) 0:1. 8. Trivella (Bauer/Mehli) 0:2. 15. Patrick Sommer 1:2. 21. Bauer (Mehli/Trivella) 1:3. 22. Hardmeier/Brockhage, Ausschluss Plozza) 2:3.- Illnau-Effretikon: Steve Meier (Frutiger); Hangartner, Dinkel; Brockhage, Patrick Sommer, Fusco, Hardmeier; Wiederkehr, Golob, Marcel Sommer, Lamprecht, Knecht, Koster; Grösser, Leuthold, Nicolai.- St. Moritz: Badrutt (Kiener); Brenna, Gantenbein; Bezzola, Plozza; Rühl, Crameri; Mehli, Bauer, Trivella; Rafael, Plozza, Mühlemann; Deininger, Tuena, Lechthaler.- Strafen: Illnau-Effretikon 1x2 Minuten, plus 1x10 Minuten Disziplinar (Hardmeier/Reklamieren); St. Moritz 1x2 Minuten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Röder, Hollenstein, Ralph Meier (alle verletzt); 16:05 Pfostenschuss Gian-Luga Mühlemann; 20:00 in erster Drittelspause Beginn starker Schneefall; Schiedsrichterduo Bohner/Raimann bricht Spiel wegen heftigem Schneesturm ab (27:05).