Derby und Leaderstellung verloren

Der mit Höchstspannung erwartete Spitzenkampf der Gruppe 1 zwischen Dürnten Vikings und Illnau-Effretikon (EIE) endete mit dem schon fast obligaten Sieg Dürntens. Der zweifache Zweitliga-Meister der Jahre 2014/15 und 2015/16 der bereits das Vorrundenspiel in Effretikon über die Verlängerung zu gewinnen vermochte, setzte sich nun im Heimspiel abermals gegen den EIE durch. Nach einer 3:0 Führung wurden die Platzherren immer nonchalanter und überheblicher und retteten letztlich mit viel Glück den knappen 3:2 (2:0, 1:2, 0:0) Heimsieg über die Zeit. Illnau-Effretikon wurde erstmals in der laufenden Meisterschaft in der offiziellen Spielzeit über sechzig Minuten geschlagen und verlor am Ende auch die Leaderstellung.

Bericht: Heinz Minder, Bäretswil

Und wieder reichte es dem EIE nicht! Illnau-Effretikon scheint einen Oberland-Komplex zu haben. Wieder konnte die Mannschaft von Dieter Wieser Dürnten nicht bezwingen. In der Vorrunde im heimischen Station unterlag Illnau-Effretikon 5:6. Der alles entscheidende Treffer gegen die Truppe von Dieter Wieser fiel damals in der Verlängerung (61.41). Illnau-Effretikon verlor somit im siebten Spiel in Folge gegen Dürnten – der letzte EIE-Sieg über diesen Verein datiert nun vom 8. November 2014.

EIE – wie Raymond Poulidor

Der EHC Illnau-Effretikon (EIE) avanciert zum «Poupou». Vor Jacques Anquetil war Raymond Poulidor der populärste französische Radprofi. Ein Sportsmann der es in seiner Karriere acht Mal auf das Podium der Tour-de-France schaffte. Fünfmal beendete Poulidor die Tour als Gesamt-Dritter, drei Mal gar als Zweiter. Doch Raymond «Poupou» Poulidor konnte eines nie: sein grosses Ziel verwirklichen und die Tour gewinnen. Poulidor handelte sich den Beinamen «ewiger Zweiter», oder «Poupou – der Pechvogel» ein. «Eigentlich ist heute alles angerichtet zu einem grossen Spiel», so Dieter Wieser vor dem Derby. «Die Spieler beider Mannschaften kennen sich sehr genau, wissen, wie wer spielt, kennen die Stärken und Schwächen des Gegners exakt». Für den EIE-Headcoach war einerseits klar, dass «ich meine Spieler für dieses Derby nicht noch speziell motivieren muss» und Wieser meinte, dass «es heute wieder sehr eng werden könnte und vielleicht die Tagesform den Ausschlag geben wird». Dieter Wieser und seine Spieler wusste, dass sie mit einer neuerlichen Niederlage die Tabellenspitze wohl abtreten müssten. Wieser rechnete aber, dass «wir bei Verlust der Leaderposition an Dürnten nur einen Zähler hinter Dürnten liegen würden».

Schlechter Start

Nun. Mit dieser Einschätzung traf der EIE-Trainer vor Spielbeginn den Nagel praktisch haargenau auf den Kopf. Am Ende gratulierte Dieter Wieser «dem Heimklub herzlich zum heutigen Sieg, denn der Heimklub hat heute den Tabellenführer geschlagen». Gleichzeitig ab gestand Wieser, dass «wir heute Anfangs einfach nicht ins Spiel gefunden haben» und von Dürnten in der fulminanten Startphase klar beherrscht wurde. «Es gab ein Erwachen für uns im ersten Drittel», so der EIE-Trainer, rückblickend, wie der Spitzenkampf lanciert wurde. Wieser hatte sich aber einen ganz anderen Auftakt erhofft, wie auch, «dass alle wissen, worum es heute geht und weil jeder den Gegner sehr gut kennt, braucht es meinerseits eigentlich keine zusätzliche Motivation».

Dürnten am Anfang aggressiver

Punkto sportlicher Aggressivität und Biss waren die Dürntner an diesem Abend, zumindest was das Startdrittel betraf, um einiges voraus. Die Einheimischen präsentierten sich wieder als die kompakte Mannschaft, die wohl auf allen Posten im Vergleich zu allen anderen Teams der Gruppe 1 personell überlegen ist. Mit Milan Bednar hat Dürnten in den letzten Tagen sein Team um einen weiteren Klassespieler verstärken können. Der hochgewachsene 24jährige Slovake verstärkt Dürnten in der Abwehr. Und die Mannschaft von Claudio Petrini legte vor 385 Zuschauern los wie die Feuerwehr.

Nach 89 Sekunden lanciert

Das Derby wurde nach nur 89 Sekunden durch Oliver Brunner mit dem 100 Saisontreffer Dürntens richtig lanciert. Ein frühes Tor, das sich bereits in den ersten Aktionen abzeichnete, denn die EIE-Spieler waren kaum präsent und einige von ihnen scheinbar mental nicht auf der Höhe. Ob sie plötzlich Mühe mit dem neuen Rollenspiel hatten, in der Hölle des Löwen beim bislang ‘obligaten’ Tabellenführer selbst in der Leaderposition antreten zu können? Dürnten, hoch konzentriert, schien gewillt, das Derby früh zu seinen Gunsten zu entscheiden. Die Hierarchie, wer der Herr und Meister in der Eishalle Bäretswil sein würde, wurde mit dem zweiten Treffer in der siebten Minute, realisiert durch Cyrill Stiefel auf Zuspiel von Yves Rüegg markant und nachhaltig untermauert. Was für ein Beginn. Man musste wirklich Angst um die Gäste haben und das ungute Gefühl kam auf, dass Illnau-Effretikon mit seinem Dürnten-Komplex gar in ein Debakel laufen könnte.

Okrucky anstelle des abwesenden Urs Wegmann

Dieter Wieser, dessen Assistent Urs Wegmann jeweils die Abwehrspieler in einem Punktekampf coacht und führt, fehlte und so bekam Wieser in der Person von Vlasti Okrucky für diesen Spitzenkampf einen neuen Coach an seine Seite. Das verantwortliche Teamduo Wieser/Okrucky musste nach dem 0:2 das frühe Time-Out ausrufen um die gänzlich ab der Rolle gekommenen eigenen Spieler neu auf zu richten. Wieser hatte für diesen Spitzenkampf seine Formation eh schon neu nominieren müssen, denn Carlo Fäh stand nach seinem Ausscheiden am letzten Samstag im Heimspiel gegen Luzern (Ellbogenverletzung Mitteldrittel) nicht zur Verfügung und musste sich das lädierte Ellbogengelenk operieren lassen. Fäh hofft, im übernächsten Auswärtsspiel in Chiasso wieder antreten zu können. Ebenfalls auf sein Comeback für diese Partie hofft Nicola Gretler nach seinem Kieferbruch im Heimspeil gegen Bellinzona.

Umstellungen nach Startdrittel

Gegen Dürnten nominierte Wieser mit Gabriel Gretler/Brockhage; Müller/Beltrame; Wimber/Thomas Hofer die Abwehr und Marc Andersen rückte in die erste Linie anstelle von Fäh zu Sommer/Korsch vor. Doch dann, nach diesem völlig verunglückten ersten Drittel gegen Dürnten das letztlich «nur» mit einem 0:2 Rückstand des EIE endete, stellte Wieser sein Team komplett um. Mit 0:2 war Illnau-Effretikon wahrlich gut bedient. Bereits nach dem zweiten Treffer machte sich bei Dürnten nämlich eine legere Spielweise bemerkbar. Im Abschluss agierten die ansonsten treffsicheren Spieler höchst nonchalant, teils schon überheblich und fast arrogant. Es war teils kaum zu glauben, welch kapitale Möglichkeiten Dürnten verstreichen liess. Es brauchte lange, bis der EIE überhaupt einigermassen gefährlich vor Ryffel kam. Dieter Wieser lobte am Schluss dessen Leistung. «Ryffel war heute der grosse Rückhalt seiner Truppe und hat einige überragende Saves gezeigt» und Wieser war auch des Lobes für seinen eigenen Torhüter Dennis Volkart. Dieser war viel beschäftigt und hatte beide Hände voll zu tun.

Heisse Torszenen – hüben und drüben

Oftmals brannte es lichterloh vor dem EIE-Keeper. Im Startdrittel musste Illnau-Effretikon dann auch noch den Ausschluss von Gabriel Gretler überstehen, kassierte in diesem Powerplay des Gegners aber keinen weiteren Gegentreffer. Dürnten versuchte jegliche kleine EIE-Fehler eiskalt aus nutzen zu können, scheiterte aber nach dem 0:2 an seiner eigenen schlechten Chancenverwertung, obschon Deubelbeiss und Oliver Brunner (8.), Mario Senn (11.) Milan Bedar (14.), Michel De Martin/Adrian Stoob (14.), Yves Rüegg/Mischa Rüegg (16.) und Loris Voneschen beim erwähnten ersten Ausschluss von Gabriel Gretler allesamt zu exzellenten Möglichkeiten kamen. So gesehen, war der EIE mit dem 0:2 Ende Startdrittel noch bestens bedient.

Nur noch mit zwei Linien

Bereits in der ersten Drittelspause stelle Wieser dann auf zwei Linien um, opferte mit Peter Hofer seinen dritten Center neu für die Abwehr, womit Hofer in den zwei restlichen Durchgängen zu sehr viel Eiszeit kam. Für Illnau-Effretikon nahm das Derby aber einen weiteren unglücklichen Fortgang, denn noch schien Dürnten konzentriert und weiterhin zielstrebig. Jedenfalls glückte dem Heimteam nach wenigen Spielzügen durch Andy Rüegg bereits das 3:0 (21:20). Mussten sich die Gäste bereits mit der Schadensbegrenzung in diesem Match begnügen, wie wohl mit der Tatsache, dass es auch an diesem Samstag wieder nicht reichen sollte?

Hochklassiges Derby

Die Zuschauer jedenfalls konnten sich freuen. Sie sahen einen hochklassigen Spitzenkampf mit einem dominierenden Heimteam das folglich nach der 3:0 Führung immer legerer wurde. Dennoch. Vor Volkart gingen die heissen Szenen nicht aus doch nun versuchte der EIE sein Glück in schnellen Kontervorstössen. Mit unbändigem Einsatz kämpfte Yves Förderreuther um die Scheibe, gewann was für die EIE-Mannschaft eher selten war im Startdrittel, mal einen Zweikampf, schleppte, schwer und kaum trennbar von der Scheibe, den Puck ins gegnerische Drittel und lancierte dann Marco Vögeli. Dieser, an seinem 28. Geburtstag, blieb letztlich ohne Torerfolg, hatte aber am Ende der Partie gar noch den 3:3 Ausgleich auf dem Stock. Nun. In dieser Szene leitete Vögeli die Scheibe zu Lorenz Kuhn, welcher von rechts endlich erfolgreich abschliessen konnte. Nach 25 Minuten hatte Illnau-Effretikon den wichtigen, ersten Treffer landen können.

EIE dem Ausgleich nahe

Illnau-Effretikon musste dann den Ausschluss von Thomas Hofer überstehen und schaffte, wieder komplett, kurz nach Halbzeit durch Michael Sommer (Vorlage Lionel Kuhn) gar den 2:3 Anschlusstreffer. Nun war das Derby endgültig lanciert. Der EIE kam nun optisch besser zur Geltung, hatte aber Glück, dass das Duo Deubelbeiss/De Martin das grosse Kunststück nicht fertigbrachten, das sicher scheinende 4:2 realisieren zu können. Marco Vögeli und Lionel Kuhn hatten dann auf Breakmöglichkeit und bei eigener Strafe (Korsch/Beinstellen) gar die Shorthanderchance zum 3:3 Ausgleich. Dürnten wurde nun immer nachlässiger und das schienen die EIE-Spieler auch zu merken. Sie kamen nun stärker auf, schafften aber bei der ersten Strafe Dürntens (Voneschen/38.) den angestrebten Ausgleich wieder nicht.

Zweites Hockeywunder innert Wochenfirst bleibt aus

Weil Oliver Brunner gegen Ende Mitteldrittel auch noch eine Strafe kassierte, konnte Illnau-Effretikon das Schlussdrittel während 28 Sekunden noch in Überzahl in Angriff nehmen, davon aber resultatmässig nicht profitieren. Dürnten konterte weiterhin, grobfahrlässig und mit schlechter Chancenauswertung. Illnau-Effretikon hoffte wieder auf eine kleines Hockeywunder. Doch zwei Mal in zwei Spielen in Folge einen Match noch kehren zu können, das wäre wohl etwas zu viel Fortune gewesen. Die Mannschaft von Dieter Wieser kämpfte aber hervorragend, obschon der Kräfteverschleiss enorm war, das der EIE ja zwei Drittel lang gegen einen laufstarken Gegner nur mit zwei Linien agierte.

Hektische Schlussphase

Hektisch verlief die Schlussphase – schon fast obligatorisch aus der Perspektive des EIE. Ein letztlich vergebliches Anrennen, zumal man auch noch zwei weitere Ausschlüsse verkraften musste. Die letzten vierzig Sekunden agierte der EIE ohne Torhüter Dennis Volkart. Mit einem sechsten Feldspieler kam es noch zu heissen Szenen vor Ryffel. Thomas Hofer prüfte Dürntens-Schlussmann zwei Mal, Vögeli (von Förderreuter angespielt) hatte dann das 3:3 ebenso noch auf dem Stock, wie Lionel Kuhn, praktisch mit der Schluss-Sirene.

Schlacht – aber nicht den Krieg verloren

Der EHC Illnau-Effretikon hat eine Schlacht, aber nicht den Krieg verloren. «Nachdem ich auf zwei Blöcke umgestellt habe, sind wird dank dieser Massnahme stabiler geworden und das Selbstvertrauen kam zurück», so Dieter Wieser. Der EIE-Trainer stellte auch fest, dass «wir dem 3:3 Ausgleich noch nahe waren, es war fast wie vor einer Woche im Heimspiel gegen Luzern». Wieser weiter: «Jetzt wissen wir wieder, wo wir stehen, doch wir waren auf Augenhöhe mit unserem heutigen Gegner, dennoch es reicht uns einfach nicht ganz». Wieser weiter: «Wir werden weiter daran arbeiten und nun die Ursachen für das erste Drittel suchen müssen». Im Hinblick auf die bald beginnenden Play-Off Spiele meinte Wieser aber selbstkritisch: «So jedenfalls können wir nicht die die Playoff-Runde. Mit so wenig Spielern ist das nicht möglich, denn dann sind wir schon am Anfang tot». Der EIE-Trainer meinte, dass «wir nun gegen Sursee wieder Vollgas geben müssen und versuchen werden, wieder auf die Siegesstrasse zurück zu kehren».

 

Dürnten Vikings – Illnau-Effretikon 3:2 (2:0, 1:2, 0:0).- Eishalle Bäretswil.- 385 Zuschauer.- SR: Philipp Buff/Giancarlo Hendry.- Tore: 2. Brunner 1:0. 7. Stiefel (Yves Rüegg) 2:0. 22. Andy Rüegg (Stiefel) 3:0. 26. Lorenz Kuhn (Vögeli/Förderreuther) 3:1. 32. Sommer (Lionel Kuhn) 3:2.- Dürnten: Ryffel (Illien); Bednar, Noel Brunner; Stiefel, Oliver Brunner; Voneschen, Ardizzone; Stoob, Deubelbeiss, De Martin; Andy Rüegg, Mischa Rüegg, Yves Rüegg; Fankhauser, Dietrich, Senn; Kunz.- Illnau-Effretikon: Volkart (Stücheli); Gabriel Gretler, Brockhage; Müller, Beltrame; Wimber, Thomas Hofer; Giacomelli; Sommer, Korsch, Andersen; Vögeli, Förderreuther, Cristelotti; Lorenz Kuhn, Peter Hofer, Lionel Kuhn; Christoph Weinhart.- Strafen: Dürnten 2-Mal 2 Minuten; Illnau-Effretikon 7-Mal 2 Minuten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Nicola Gretler (Kieferbruch im Heimspiel gegen Bellinzona; Fäh (Ellbogenverletzung, zweites Drittel, letztes Heimspiel gegen Luzern; Mirco Weihart (Krank), Brasser (Knieverletzung letztes Heimspiel gegen Luzern und Militär.- 28. Geburtstag von Marco Vögeli; EIE ohne Assistent Urs Wegmann (abwesend), wird durch Vlasti Okrucky (Nachwuchstrainer vertreten; Justin Wieser (ab sofort Weltreise.- 01.29: Oliver Brunner schiesst 100. Meisterschaftstor für Heimteam Dürnten; 06:31 Time-Out Illnau-Effretikon; Dieter Wieser stellt ab zweitem Drittel auf zwei Linien um; 59:20 Illnau-Effretikon ohne Torhüter Dennis Volkart, dafür mit sechstem Feldspieler.

 

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